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Eine TRACHT Heimat.

Trachten, Mode und Textiles aus Sachsen

Eine TRACHT Heimat.

Eine TRACHT Heimat. | Trachten, Mode und Textiles aus Sachsen | #sogehtsächsisch

Heimat zieht an!

Sachsen ist reich an Traditionen – und das zeigt sich auch in unserer Kleidung! Entdeckt einzigartige Trachten und Mode aus Sachsen, taucht ein in unsere lange Textilgeschichte, erfahrt mehr über ausgeklügelte Herstellungsprozesse und Stoffe, die sich nach Heimat anfühlen. Mit „Eine TRACHT Heimat“ zeigt So geht Sächsisch. wie Mode, Design und textiles Brauchtum unsere Heimat lebendig machen.

Trachtenkultur in Sachsen

Trachten erzählen Geschichten. Geschichten über Menschen und Regionen, Lebenswelten und soziale Strukturen, Modetrends, Berufe und Handwerk, Armut und Wohlstand. Sie sind Ausdruck von Identität und Gemeinschaft. Und: Sie sind zeitlose Zeugen der Kulturgeschichte, prägen unsere Identität und geben unserer Heimat eine wohlige, textile Hülle. Schon immer haben sie Menschen nicht nur gekleidet, sondern auch zusammengeführt – oder voneinander abgegrenzt.

Die sächsischen Volkstrachten sind ein faszinierendes Zeugnis der regionalen Kultur und Geschichte des Freistaates Sachsen – von den farbenfrohen Gewändern der Oberlausitz über die festlichen Trachten der Sorben bis zu den erhabenen, eleganten Bergmannsuniformen des Erzgebirges. Sie werden bei festlichen Anlässen oder traditionellen Feiertagen getragen und in zahlreichen Trachtenvereinen heute noch lebendig gehalten. Doch wie lange noch wird das Erbe von Generation zu Generation weitergegeben? Wie gestrig oder wie zukunftsgewandt ist die Tracht? Wie kann sie neu interpretiert werden?

Nach Angaben des Deutschen Trachtenverbandes tragen etwa eine Million Menschen in allen Teilen Deutschlands Trachten, darunter 350.000 Kinder und Jugendliche. Auch in Sachsen werden Volkstrachten in unzähligen Vereinen der Brauchtums- und Heimatpflege lebendig gehalten. Allein 65 Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine halten im Erzgebirge die traditionsreichen Bergmannsuniformen hoch und zelebrieren sie alljährlich zur Weihnachtszeit in den traditionellen Bergparaden.

Doch nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über werden sächsische Volkstrachten zu Feiertagen, Volks und Kirchenfesten, Hochzeiten und anderen besonderen Anlässen getragen und zelebriert.

Oskar Seyffert: Pionier der Trachtenforschung

Als Pionier der Trachtenforschung gilt Oskar Seyffert (1866-1940), Maler, Volkskundler, Professor an der Kunstgewerbeschule Dresden und Gründer des Museums für Sächsische Volkskunst. Auf ihn geht die Unterscheidung von drei „echten“ sächsischen Trachten im Jahre 1899 zurück: die vogtländische, die Altenburger und die wendische, sprich sorbische Tracht. Auch wenn Altenburg damals wie heute nicht zu Sachsen gehört, und auch wenn die sorbische Tracht keine sächsische, sondern eben eine sorbische Nationaltracht in Sachsen ist, hat Seyfferts Unterscheidung der Trachtenregionen bis heute Bestand. Und sie war Impulsgeber für das „Große Trachtenfest von 1896“, zu dem Seyffert Trachtenträger aus allen Regionen des damaligen Königreichs Sachsen vor nahezu 130 Jahren nach Dresden einlud. Das Trachtenfest, das als Begleitprogramm zu einer Leistungsschau der sächsischen Industrie konzipiert war, war mit seinem Umzug ein großer Erfolg. Das Thema der Trachten war nun tief im Bewusstsein der Menschen verankert und wurde in der Folgezeit zum Modethema. Als Künstler und Designer schuf Seyffert zahlreiche Illustrationen und Entwürfe, die die Schönheit und Vielfalt der Trachten eindrucksvoll zur Geltung brachten. Seyfferts Arbeiten sind geprägt von einer tiefen Wertschätzung für die Tradition und die Handwerkskunst, die in den Trachten steckt. Er trug dazu bei, das Bewusstsein für die sächsischen Volkstrachten zu schärfen und deren Bedeutung in der modernen Gesellschaft zu betonen.

Karl Schmidt: Volkskundler und Heimatschützer

Ein weiterer bedeutender Trachtenforscher aus jener Zeit war Karl Schmidt, dessen Verdienst es war, die verschiedenen Trachten und deren regionale Unterschiede zu dokumentieren und damit maßgeblich zur Erhaltung dieses kulturellen Erbes beizutragen. Schmidt war überzeugt, dass die Trachten nicht nur ein Teil der Geschichte sind, sondern auch eine wichtige Rolle in der Identitätsbildung der Menschen spielen. Seine Arbeiten sind bis heute eine wertvolle Quelle für die Trachtenforschung und bieten einen tiefen Einblick in die sächsische Kultur.

Jean Louis Sponsel: Der Bewahrer der Tradition

Jean Louis Sponsel war ein leidenschaftlicher Sammler und Bewahrer sächsischer Trachten. Er setzte sich dafür ein, die alten Traditionen und Bräuche lebendig zu halten und die Trachten in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren. Sponsels Engagement für die Trachtenkultur hat dazu beigetragen, dass viele alte Gewänder und deren Geschichten bis heute erhalten geblieben sind. Seine Sammlung ist ein wertvolles Erbe, das die Vielfalt und den Reichtum der sächsischen Trachten dokumentiert.

Unsere Trachtenregionen

VogtlandErzgebirgeSorbische OberlausitzOberlausitzer Bergland
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Unsere Trachten

Mit der interaktiven Trachten-Landkarte werden die einzigartigen Trachtenregionen Sachsens erfahrbar. Und nicht nur das. Ausgewählte Trachten wurden mittels modernster Scanverfahren von dem Oberlausitzer Medienkünstler Jakob Gruhl dokumentiert, digitalisiert und in dreidimensionale Modelle umgewandelt. Erstmals kann man sich nun unsere heimischen Trachten ganz in Ruhe und ganz nah betrachten.

Vogtländische Festtagstracht der Herren

Die Festtagstracht des Vogtländers ist ein traditionelles Gewand, das durch seine prägnanten Elemente und elegante Schlichtheit auffällt. Sie umfasst eine Kniebundhose aus Stoff oder Leder, kombiniert mit einem weißen Leinwandhemd. Darüber wird eine farbige Weste getragen, die meist gestreift oder gegittert ist, ergänzt durch ein Halstuch aus Seide oder Baumwolle, das entweder einfarbig oder bunt gestaltet sein kann.

Ein blauer Kittel bildet den äußeren Abschluss der Tracht (nicht im Beispiel zu sehen), während eine Dachmütze den Kopf ziert. Weiße Strümpfe und schwarze Schuhe vervollständigen das festliche Erscheinungsbild.

Vogtländische Festtagstracht der Damen

Die Vogtländische Festtagstracht ist ein traditionelles Gewand, das durch ihre aufwendigen Details und vielseitigen Elemente besticht. Sie besteht aus einem langen faltenreichen Rock, der häufig gestreift ist und teilweise in mehreren Schichten übereinander getragen wurde. Ergänzt wird die Tracht durch eine weiße Hemdbluse mit halblangen Ärmeln, ein buntes Brusttuch aus Seide oder Wolle und eine große Schürze mit Musterung und Zierband.

Der Spenzer, eine teils gefütterte Jacke mit schicken Ärmeln und Kragen, vervollständigt das Ensemble. Dazu gehört die sogenannte „Buckelhaube", oft mit Spitzenfassung, einem verzierten „Haubenfleck“ und langen Seidenbändern im Nacken. Diese wurde teilweise mit einem darüber gebundenen Tuch kombiniert. Weiße Strümpfe und schwarze Schuhe runden die Tracht stilvoll ab.

Vogtländische Alltagstracht der Damen

Die Vogtländische Tracht, bestehend aus einem Miederrock, einer Schürze, einem Brusttuch und einer Buckelhaube, ist ein historisches Ensemble, das aus der Region Thierbach und Langenbuch stammt. Die Tracht wird der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeordnet und wurde um 1870 von der Erstbesitzerin getragen. Heute ist sie eine Dauerleihgabe von Elfriede Thiel, geborene Matthes, aus Kangenbuch/Hammermühle.

Vogtländer Alltagstracht der Mädchen

Die Vogtländische Mädchentracht besteht aus einem Kopftuch, einem roten Kleid, einer grünen Schürze, einem Brusttuch mit Schleife sowie einem grünen Kopftuch. Diese Tracht wird der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeordnet.

Freiberger Steiger (1580)

Lars Neumann, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, trägt die Tracht eines sächsischen Steigers, wie sie Ende des 16. Jahrhunderts getragen wurde.

Vorlage für die Kleidung ist eine Sandsteinfigur des Freiberger Steinmetzes und Bildhauers Andreas Lorenz, die in der Kirche von Brand-Erbisdorf steht. Diese Figur zeigt uns genau, wie der Steiger, also eine der Aufsichtspersonen in der Silbergrube, zur damaligen Zeit gekleidet war. Er trägt die Standeszeichen des Bergmanns, das damals noch sehr lange Arschleder, die Kniebügel mit ihrer eigenartigen Form der Befestigung sowie die Bauchtasche mit dem großen Messer, die später als Zscherpertasche und Zscherpermesser bezeichnet wurden. Auf dem Kopf trägt der Steiger die damals typische Gugel, die Kapuze zum Schutz gegen das Untertagewasser. An der Figur sieht man auch erstmals die um 1550 aus Spanien importierte und in Mode gekommene Halskrause, die neben dem großen weißen Kragen zum Zeichen des Steigers wurde. Dazu trug der Bergmann eine sehr helle Jacke und Beinkleider. Die helle Farbe sollte das schwache Licht der Froschlampe widerspiegeln. Jacke und Hose waren weit genug, um gut arbeiten zu können und an anderen Stellen eng anliegend, um nicht behindert zu werden. Einfache Schuhe vervollständigen die Bekleidung. Die saubere, gebleichte Leinenbekleidung galt über lange Zeit als Sonntagsstaat.

Text: Knut Neumann

Freiberger Hauer (um 1830)

Manuel Lorenz, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, in der Uniform eines Freiberger Hauers, die ab dem Jahr 1830 im sächsischen Bergbau getragen wurde. Es handelt sich um eine Paradeuniform. Der Hauer, später auch als Bergmann bezeichnet, war der Arbeiter, der das Silbererz im Untertageprozess gewann. Er verrichtete über Jahrhunderte alle Arbeiten, die notwendig waren, um das Erz abzubauen und nach übertage zu bringen. An seiner Seite hatte er um 1830 schon lange Helfer wie den Zimmerling, den Huntestößer oder den Haspelknecht, die ihn in seiner Arbeit unterstützten. Gut zu erkennen ist der Freiberger Hauer am grünen Schachthut und seinen Standeszeichen: Arschleder und Kniebügel. Die schwarze Jacke mit den Ärmelbündchen – das Schwarz steht für das Oberbergamt Freiberg – trägt er bereits seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die links geschulterte Bergbarte ist eine Paradewaffe, die nur im Erzgebirge getragen wird, und zur Parade nutzt er eine besonders große Froschlampe. 

Text: Knut Neumann

Freiberger Schmelzer (1830)

Axel Koppatz, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, trägt die Uniform eines Freiberger Schmelzers, die ab dem Jahr 1830 im sächsischen Hüttenwesen gängig war. Es handelt sich um die Paradeuniform.

Der Schmelzer war der Arbeiter, der den Ofen beschickte, die Ofenreise beaufsichtigte (d.h. die Beaufsichtigung der Betriebs des Schmelz- oder Hochofens) und den Abstich festlegte, um besonders viel Silber aus den Ausgangstoffen zu gewinnen. An seiner Seite hatte er noch Aufsichtspersonal und Hüttenarbeiter, die ihn dabei unterstützten. Gut zu erkennen ist er am schwarzen Krempenhut, an der darunter getragenen Kapuze und am Leder, das er vor dem Bauch zum Schutz trägt. An der weißen Kleidung fallen die scharlachroten Ärmelbündchen und der Kragen auf. Dabei handelt es sich um die Revierfarbe für das Freiberger Hüttenwesen. Der schwarze Schulterkragen dient nur noch der Zier. Sein Hüttenwerkzeug, die Forkel, nutzt er als Paradegezäh (Gezähe = Werkzeuge des Bergmannes bzw. des Schmelzers), die Froschlampe vervollständigt die Paradekleidung. 

Text: Knut Neumann

Freiberger Bergakademistin (1830)

Layla-Marie Lorenz, die Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft ist, ist in die Uniform eines Freiberger Bergakademisten gekleidet. Ab 1830 wurde diese Uniform – zunächst ausschließlich von männlichen Studierenden – an der Bergakademie getragen wurde. Es handelt sich auch hier um die Paradeuniform.

Nur die mit Stipendium an der Bergakademie lernenden Akademisten, mussten sich diese Uniform zulegen. Die Kleidung veranschaulicht schon die Verbindung vom Bergmann (Schachtjacke, einfaches Arschleder) zum Beamten (Federstutz, Steigerhäckchen, goldene Verzierungen am Hut und an der Jacke und die Zscherpertasche). Die lange weiße Hose weist darauf hin, dass der Student später auch im Hüttenwesen seinen Einsatz finden kann. Der Schulterkragen in der Bergamtsfarbe Scharlachrot zeigt den Akademisten zum Bergamt Freiberg gehörig. Er trägt wie alle unteren Berufsgruppen zur Parade die Froschlampe. 

Text: Knut Neumann

Freiberger Bergknappschaftsältester (1842)

Günther Richter, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, schlüpft in die Rolle des Freiberger Knappschaftsältesten des Bergbaus, die ab dem Jahr 1842 im sächsischen Bergbau getragen wurde. Es handelt sich um die Paradeuniform.

Der Älteste war ein niederer Beamter, der der Knappschaft vorstand. Dabei handelte es sich um eine Organisation, deren Ziele vor allem im sozialen Bereich lagen. Die Knappschaft bildete das Vorbild unserer heutigen Sozialversicherung. Gut zu erkennen war der Älteste an der schwarzen Feder am Hut und dem Schalkragen auf der Jacke. Neben den Ältesten des Bergbaus gab es in Freiberg auch die Ältesten für den Hüttensektor. Vor allem durch die Farbe des Hutes und der Jacke waren sie gut zu unterscheiden – Bergbau: grüner Hut, schwarze Jacke, weißer Schalkragen, Hütte: schwarzer Hut, hechtgraue Jacke, schwarzer Schalkragen. Der Bergälteste trug zur weißen Hose und zu den Gamaschen Arschleder, Kniebügel und Zscherpertasche, die der Hüttenälteste nicht tragen durfte. 

Text: Knut Neumann

Paradeuniform für Bergarbeiter aus Oelsnitz/Erzgeb.

Die bis zum 18. Jahrhundert aus dem ursprünglichen bergmännischen Habit zu einer wirklichen Uniform gewandelte berufstypische Tracht, bildete die wesentliche Grundlage für die Festlegungen, die die bergmännische Hierarchie innerhalb des Steinkohlenbergbaues in Westsachsen definierten. Gab es – von verschiedenen Einkleidungsordnungen getragen – zwischen den Revieren von Lugau-Oelsnitz und Zwickau und einzelnen Werken auch Unterschiede, setzten sich doch die wesentlichen Kennzeichen bei der hiesigen Paradekleidung durch: die Farbkombination von Schwarz mit Silber, ein einheitlicher Schnitt bei Puffjacken und Kitteln, das Tragen vornehmlich langer schwarzer Hosen, die Farben Schwarz und Weiß bei den Federstutzen und die durchgängige Verwendung der Meißnischen Mauerkrone an den Schachthüten bei allen Dienstgraden und Gewerken.

Text: Heino Neuber (Quelle: Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers e.V.)

Sorbisch-katholische Tanztracht der Mädchen

Die Tanztracht der Mädchen, wie sie die katholischen Sorben im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts bei Tanzveranstaltungen, beim Maibaumwerfen und in Chören getragen wurden, besteht aus einem farbigen Unterrock, einem blauen Rock mit geschnürtem Mieder, einer breiten Seidenschürze, einem Kittelchen, einem bestickten Seidenhalstuch sowie einer Haube mit Mädchenkinnschleife und Kopfschleife. Die Figurine wurde von der sächsischen Künstlerin Regina Herrmann gefertigt und angekleidet, die sich in ihrem Werk intensiv mit der sorbischen Sagenwelt beschäftigte.

Hoyerswerdaer Tanztracht der Mädchen

Die Tanztracht der Mädchen, getragen von den Sorben um Hoyerswerda im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, wurde bei Tanzveranstaltungen, evangelischen Kirchentagen und in Chören zur Schau gestellt. Sie besteht aus einem roten Rock, einer breiten Blaudruckschürze, einem grünen Taillenband, einem Kittelchen, einem bunten Musselintuch, einer schwarzen Haube mit kurzem Haubenband, blauen Strümpfen und Schuhen. Die Figurine fertigte die sächsischen Künstlerin Regina Herrmann.

Schleifer Tanztracht der Mädchen

Die Tanztracht der Mädchen zu Festen der Dorfjugend, getragen von den Sorben um Schleife im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, wurde bei Tanzveranstaltungen und von Folkloreensembles verwendet. Sie umfasst ein rotes Stirnband, eine Musselinhaube mit rotbunter Kinnschleife, ein Musselinhalstuch, feine „rote“ Ärmelbänder, einen roten oder grünen Unterrock, eine weiße Damastschürze, gewalkte Strümpfe und Schuhe. Die Figurine wurde von Regina Herrmann gefertigt und angekleidet.

Muskauer Alltagstracht

Die Alltagstracht der Sorben um Muskau aus der Zeit um 1890 wurde vor allem zum Markt getragen, etwa in Orten wie Bad Muskau und Spremberg. Sie besteht aus einem Kopfband, einer Kattunhaube (z.T. darüber ein einfaches Kopftuch), einem Hemd, einem Mieder, einem Kattunhalstuch, einem einfachen Wollrock, einer Blaudruckschürze, einer gewalkten Schürze sowie Holz- und Lederpantoffeln.

Vermutlich wurde diese Tracht erstmals 1896 öffentlich in Dresden bei der Ausstellung des Sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes präsentiert. Die Figurine wurde von Regina Herrmann gefertigt und angekleidet.

Oberlausitzer Hochzeitsbitter

Die Tracht des Hochzeitsbitters aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist ein symbolträchtiges Gewand, zum Anlass das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft durch das Fest zu führen, hier getragen von Hans Klecker. Der Hochzeitsbitter trug einen bebänderten schwarzen oder blauen Dreispitz, mundartlich „Dreimoaster“ genannt, sowie einen schwarzen oder blauen Gehrock, der in der Region als „Schießlpinke“ oder „Schießlrickl“ bekannt war. Darunter trug er eine hochgeschlossene, einfarbige Weste oder einen Brustlatz, mundartlich „Westl“, und ein langes weißes Männerhemd, das als „Hemde“ bezeichnet wurde.

Ein farbiges Halstuch, auch „Knipptichl“ oder „Hoalstichl“ genannt, ergänzte das Ensemble. Die Beinbekleidung bestand aus einer schwarzen Kniebundhose, der „Pumphosn“, kombiniert mit weißen Kniestrümpfen, mundartlich „A Poaar weiße Strimpe“. An den Füßen trug der Hochzeitsbitter schwarze Schnallenschuhe, die als „A Poaar Schnoallnschicher“ bezeichnet wurden.

Eine Schärpe und der bebänderte Hochzeitsbitterstab mit Quaste, der „Huckstbittersteckn“, waren charakteristische Accessoires, die den Träger als offiziellen Boten des Hochzeitsfestes kennzeichneten. Abgerundet wurde die Tracht durch ein oder zwei seidene Schnupftücher, die mundartlich „Brauttichl“ genannt wurden. Dieses prachtvolle Gewand verlieh dem Hochzeitsbitter eine feierliche und zugleich repräsentative Ausstrahlung.

Oberlausitzer Tracht »Koarle«

Die Lausitzer Tracht „Koarle“ aus dem 19. Jahrhundert zeichnet sich durch ihre markanten und traditionell gehaltenen Kleidungsstücke aus. Den Kopf zierte eine pludrige Schirmmütze, mundartlich „Dächlmitze“ genannt. Um den Hals trug man ein bedrucktes Halstuch, bekannt als „Hoalstichl“. Die Oberbekleidung bestand aus einer kurzen Jacke, die in der Region als „Juppe“ oder „Jippl“ bezeichnet wurde, und einer rotgemusterten Weste, mundartlich „Westl“.

Dazu wurde eine schwarze Kniebundhose, die „Pumphosn“, getragen. Die Beine schmückten blaue Kniestrümpfe, mundartlich „a Poaar blooe Strimpe“, und an den Füßen rundeten schwarze Halbschuhe, die als „a Poaar Schicher“ bezeichnet wurden, die Tracht stilvoll ab.

Oberlausitzer Tracht »Guste«

Die Lausitzer Tracht „Guste“ aus dem 19. Jahrhundert war eine Alltagstracht im Raum Zittau. Auf dem Kopf trug man eine Radhaube, die mit bunten Blumen bestickt war und Schleifenbänder im Nacken hatte. Diese wurde mundartlich „Radlhaube mit Schluppm“ genannt. Das Oberteil bestand aus einem bordoroten, großgemusterten Jäckchen mit halblangen Ärmeln, das als „rutes Jäckl“ bekannt war.

Dazu gehörte eine weiße Schürze mit feinem Spitzenbesatz, mundartlich „Vurnevier“, und ein bordoroter gemusterter Frauenrock, dessen Farbe und Muster mit dem Jäckchen harmonierten. Dieser wurde mundartlich „ruter Rook“ genannt. Ergänzt wurde die Tracht durch weiße Strümpfe, die als „a Poaar weiße Strimpe“ bezeichnet wurden, sowie schwarze Halbschuhe, mundartlich „a Poaar Schichl“.

Vogtland

Braune, blaue und violette Töne, aufgehellt durch weiße Hemden und Blusen – diese Farben prägen das typische Erscheinungsbild der Vogtländischen Tracht. Entstanden um 1800 als schmuckreiche Festtagsbekleidung, wird die Tracht heute in Heimatvereinen, Chören und Folkloregruppen lebendig gehalten.

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Vogtländische Festtagstracht der Herren

Die Festtagstracht des Vogtländers ist ein traditionelles Gewand, das durch seine prägnanten Elemente und elegante Schlichtheit auffällt. Sie umfasst eine Kniebundhose aus Stoff oder Leder, kombiniert mit einem weißen Leinwandhemd. Darüber wird eine farbige Weste getragen, die meist gestreift oder gegittert ist, ergänzt durch ein Halstuch aus Seide oder Baumwolle, das entweder einfarbig oder bunt gestaltet sein kann.

Ein blauer Kittel bildet den äußeren Abschluss der Tracht (nicht im Beispiel zu sehen), während eine Dachmütze den Kopf ziert. Weiße Strümpfe und schwarze Schuhe vervollständigen das festliche Erscheinungsbild.

Vogtländische Festtagstracht der Damen

Die Vogtländische Festtagstracht ist ein traditionelles Gewand, das durch ihre aufwendigen Details und vielseitigen Elemente besticht. Sie besteht aus einem langen faltenreichen Rock, der häufig gestreift ist und teilweise in mehreren Schichten übereinander getragen wurde. Ergänzt wird die Tracht durch eine weiße Hemdbluse mit halblangen Ärmeln, ein buntes Brusttuch aus Seide oder Wolle und eine große Schürze mit Musterung und Zierband.

Der Spenzer, eine teils gefütterte Jacke mit schicken Ärmeln und Kragen, vervollständigt das Ensemble. Dazu gehört die sogenannte „Buckelhaube", oft mit Spitzenfassung, einem verzierten „Haubenfleck“ und langen Seidenbändern im Nacken. Diese wurde teilweise mit einem darüber gebundenen Tuch kombiniert. Weiße Strümpfe und schwarze Schuhe runden die Tracht stilvoll ab.

Vogtländische Alltagstracht der Damen

Die Vogtländische Tracht, bestehend aus einem Miederrock, einer Schürze, einem Brusttuch und einer Buckelhaube, ist ein historisches Ensemble, das aus der Region Thierbach und Langenbuch stammt. Die Tracht wird der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeordnet und wurde um 1870 von der Erstbesitzerin getragen. Heute ist sie eine Dauerleihgabe von Elfriede Thiel, geborene Matthes, aus Kangenbuch/Hammermühle.

Vogtländer Alltagstracht der Mädchen

Die Vogtländische Mädchentracht besteht aus einem Kopftuch, einem roten Kleid, einer grünen Schürze, einem Brusttuch mit Schleife sowie einem grünen Kopftuch. Diese Tracht wird der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeordnet.

Erzgebirge

Bergparaden und Bergaufzüge im Erzgebirge sind gelebte Tradition – und zugleich ein Schaufenster der Prachtuniformen der Region. Die bergmännischen Trachten, die alljährlich von Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereinen präsentiert und somit eindsruckvoll im gesellschaftlichen Bewusstsein gehalten werden, haben eine jahrhundertelange Entwicklung hinter sich und unterliegen bis heute strengen Regeln die viel über die Trägerin oder den Träger aussagen.

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Freiberger Steiger (1580)

Lars Neumann, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, trägt die Tracht eines sächsischen Steigers, wie sie Ende des 16. Jahrhunderts getragen wurde.

Vorlage für die Kleidung ist eine Sandsteinfigur des Freiberger Steinmetzes und Bildhauers Andreas Lorenz, die in der Kirche von Brand-Erbisdorf steht. Diese Figur zeigt uns genau, wie der Steiger, also eine der Aufsichtspersonen in der Silbergrube, zur damaligen Zeit gekleidet war. Er trägt die Standeszeichen des Bergmanns, das damals noch sehr lange Arschleder, die Kniebügel mit ihrer eigenartigen Form der Befestigung sowie die Bauchtasche mit dem großen Messer, die später als Zscherpertasche und Zscherpermesser bezeichnet wurden. Auf dem Kopf trägt der Steiger die damals typische Gugel, die Kapuze zum Schutz gegen das Untertagewasser. An der Figur sieht man auch erstmals die um 1550 aus Spanien importierte und in Mode gekommene Halskrause, die neben dem großen weißen Kragen zum Zeichen des Steigers wurde. Dazu trug der Bergmann eine sehr helle Jacke und Beinkleider. Die helle Farbe sollte das schwache Licht der Froschlampe widerspiegeln. Jacke und Hose waren weit genug, um gut arbeiten zu können und an anderen Stellen eng anliegend, um nicht behindert zu werden. Einfache Schuhe vervollständigen die Bekleidung. Die saubere, gebleichte Leinenbekleidung galt über lange Zeit als Sonntagsstaat.

Text: Knut Neumann

Freiberger Hauer (um 1830)

Manuel Lorenz, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, in der Uniform eines Freiberger Hauers, die ab dem Jahr 1830 im sächsischen Bergbau getragen wurde. Es handelt sich um eine Paradeuniform. Der Hauer, später auch als Bergmann bezeichnet, war der Arbeiter, der das Silbererz im Untertageprozess gewann. Er verrichtete über Jahrhunderte alle Arbeiten, die notwendig waren, um das Erz abzubauen und nach übertage zu bringen. An seiner Seite hatte er um 1830 schon lange Helfer wie den Zimmerling, den Huntestößer oder den Haspelknecht, die ihn in seiner Arbeit unterstützten. Gut zu erkennen ist der Freiberger Hauer am grünen Schachthut und seinen Standeszeichen: Arschleder und Kniebügel. Die schwarze Jacke mit den Ärmelbündchen – das Schwarz steht für das Oberbergamt Freiberg – trägt er bereits seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die links geschulterte Bergbarte ist eine Paradewaffe, die nur im Erzgebirge getragen wird, und zur Parade nutzt er eine besonders große Froschlampe. 

Text: Knut Neumann

Freiberger Schmelzer (1830)

Axel Koppatz, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, trägt die Uniform eines Freiberger Schmelzers, die ab dem Jahr 1830 im sächsischen Hüttenwesen gängig war. Es handelt sich um die Paradeuniform.

Der Schmelzer war der Arbeiter, der den Ofen beschickte, die Ofenreise beaufsichtigte (d.h. die Beaufsichtigung der Betriebs des Schmelz- oder Hochofens) und den Abstich festlegte, um besonders viel Silber aus den Ausgangstoffen zu gewinnen. An seiner Seite hatte er noch Aufsichtspersonal und Hüttenarbeiter, die ihn dabei unterstützten. Gut zu erkennen ist er am schwarzen Krempenhut, an der darunter getragenen Kapuze und am Leder, das er vor dem Bauch zum Schutz trägt. An der weißen Kleidung fallen die scharlachroten Ärmelbündchen und der Kragen auf. Dabei handelt es sich um die Revierfarbe für das Freiberger Hüttenwesen. Der schwarze Schulterkragen dient nur noch der Zier. Sein Hüttenwerkzeug, die Forkel, nutzt er als Paradegezäh (Gezähe = Werkzeuge des Bergmannes bzw. des Schmelzers), die Froschlampe vervollständigt die Paradekleidung. 

Text: Knut Neumann

Freiberger Bergakademistin (1830)

Layla-Marie Lorenz, die Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft ist, ist in die Uniform eines Freiberger Bergakademisten gekleidet. Ab 1830 wurde diese Uniform – zunächst ausschließlich von männlichen Studierenden – an der Bergakademie getragen wurde. Es handelt sich auch hier um die Paradeuniform.

Nur die mit Stipendium an der Bergakademie lernenden Akademisten, mussten sich diese Uniform zulegen. Die Kleidung veranschaulicht schon die Verbindung vom Bergmann (Schachtjacke, einfaches Arschleder) zum Beamten (Federstutz, Steigerhäckchen, goldene Verzierungen am Hut und an der Jacke und die Zscherpertasche). Die lange weiße Hose weist darauf hin, dass der Student später auch im Hüttenwesen seinen Einsatz finden kann. Der Schulterkragen in der Bergamtsfarbe Scharlachrot zeigt den Akademisten zum Bergamt Freiberg gehörig. Er trägt wie alle unteren Berufsgruppen zur Parade die Froschlampe. 

Text: Knut Neumann

Freiberger Bergknappschaftsältester (1842)

Günther Richter, Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, schlüpft in die Rolle des Freiberger Knappschaftsältesten des Bergbaus, die ab dem Jahr 1842 im sächsischen Bergbau getragen wurde. Es handelt sich um die Paradeuniform.

Der Älteste war ein niederer Beamter, der der Knappschaft vorstand. Dabei handelte es sich um eine Organisation, deren Ziele vor allem im sozialen Bereich lagen. Die Knappschaft bildete das Vorbild unserer heutigen Sozialversicherung. Gut zu erkennen war der Älteste an der schwarzen Feder am Hut und dem Schalkragen auf der Jacke. Neben den Ältesten des Bergbaus gab es in Freiberg auch die Ältesten für den Hüttensektor. Vor allem durch die Farbe des Hutes und der Jacke waren sie gut zu unterscheiden – Bergbau: grüner Hut, schwarze Jacke, weißer Schalkragen, Hütte: schwarzer Hut, hechtgraue Jacke, schwarzer Schalkragen. Der Bergälteste trug zur weißen Hose und zu den Gamaschen Arschleder, Kniebügel und Zscherpertasche, die der Hüttenälteste nicht tragen durfte. 

Text: Knut Neumann

Paradeuniform für Bergarbeiter aus Oelsnitz/Erzgeb.

Die bis zum 18. Jahrhundert aus dem ursprünglichen bergmännischen Habit zu einer wirklichen Uniform gewandelte berufstypische Tracht, bildete die wesentliche Grundlage für die Festlegungen, die die bergmännische Hierarchie innerhalb des Steinkohlenbergbaues in Westsachsen definierten. Gab es – von verschiedenen Einkleidungsordnungen getragen – zwischen den Revieren von Lugau-Oelsnitz und Zwickau und einzelnen Werken auch Unterschiede, setzten sich doch die wesentlichen Kennzeichen bei der hiesigen Paradekleidung durch: die Farbkombination von Schwarz mit Silber, ein einheitlicher Schnitt bei Puffjacken und Kitteln, das Tragen vornehmlich langer schwarzer Hosen, die Farben Schwarz und Weiß bei den Federstutzen und die durchgängige Verwendung der Meißnischen Mauerkrone an den Schachthüten bei allen Dienstgraden und Gewerken.

Text: Heino Neuber (Quelle: Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers e.V.)

Sorbische Oberlausitz

Feine Stickereien, leuchtende Farben, elegantes Schwarz und einzigartige Muster – die traditionelle Kleidung der Sorben prägt seit Jahrhunderten ihre kulturelle Identität. Heute werden vier Trachtenregionen im sorbisch-wendischen Siedlungsgebiet unterschieden: die Niederlausitz in Brandenburg mit Cottbus im Zentrum und die sächsische Oberlausitz mit regionalen Ausformungen um Hoyerswerda und Schleife sowie den katholischen Trachten rundum Bautzen. Mit ihren zahlreichen und einzigartigen Sonntags-, Festtags-, Tanz- und Hochzeitstrachten gehört die sorbische Trachtenkultur zu einer der lebendigsten in Europa.

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Sorbisch-katholische Tanztracht der Mädchen

Die Tanztracht der Mädchen, wie sie die katholischen Sorben im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts bei Tanzveranstaltungen, beim Maibaumwerfen und in Chören getragen wurden, besteht aus einem farbigen Unterrock, einem blauen Rock mit geschnürtem Mieder, einer breiten Seidenschürze, einem Kittelchen, einem bestickten Seidenhalstuch sowie einer Haube mit Mädchenkinnschleife und Kopfschleife. Die Figurine wurde von der sächsischen Künstlerin Regina Herrmann gefertigt und angekleidet, die sich in ihrem Werk intensiv mit der sorbischen Sagenwelt beschäftigte.

Hoyerswerdaer Tanztracht der Mädchen

Die Tanztracht der Mädchen, getragen von den Sorben um Hoyerswerda im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, wurde bei Tanzveranstaltungen, evangelischen Kirchentagen und in Chören zur Schau gestellt. Sie besteht aus einem roten Rock, einer breiten Blaudruckschürze, einem grünen Taillenband, einem Kittelchen, einem bunten Musselintuch, einer schwarzen Haube mit kurzem Haubenband, blauen Strümpfen und Schuhen. Die Figurine fertigte die sächsischen Künstlerin Regina Herrmann.

Schleifer Tanztracht der Mädchen

Die Tanztracht der Mädchen zu Festen der Dorfjugend, getragen von den Sorben um Schleife im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, wurde bei Tanzveranstaltungen und von Folkloreensembles verwendet. Sie umfasst ein rotes Stirnband, eine Musselinhaube mit rotbunter Kinnschleife, ein Musselinhalstuch, feine „rote“ Ärmelbänder, einen roten oder grünen Unterrock, eine weiße Damastschürze, gewalkte Strümpfe und Schuhe. Die Figurine wurde von Regina Herrmann gefertigt und angekleidet.

Muskauer Alltagstracht

Die Alltagstracht der Sorben um Muskau aus der Zeit um 1890 wurde vor allem zum Markt getragen, etwa in Orten wie Bad Muskau und Spremberg. Sie besteht aus einem Kopfband, einer Kattunhaube (z.T. darüber ein einfaches Kopftuch), einem Hemd, einem Mieder, einem Kattunhalstuch, einem einfachen Wollrock, einer Blaudruckschürze, einer gewalkten Schürze sowie Holz- und Lederpantoffeln.

Vermutlich wurde diese Tracht erstmals 1896 öffentlich in Dresden bei der Ausstellung des Sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes präsentiert. Die Figurine wurde von Regina Herrmann gefertigt und angekleidet.

Oberlausitzer Bergland

Die Trachten des Oberlausitzer Berglandes entwickelten sich aus den bäuerlichen und handwerklichen Berufskleidungen deutschsprachiger Siedler, die die Region aus Ost- oder Mainfranken kommend seit dem 12. Jahrhundert zu Ihrer Heimat machten. Die heute zu Festtagen getragenen Trachten sind Ausdruck lebendiger Brauchtums- und Mundartpflege und zeichnen sich durch wertvollen Stoffe, verzierten Tücher und gestickte Schmuckelemente aus.

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Oberlausitzer Hochzeitsbitter

Die Tracht des Hochzeitsbitters aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist ein symbolträchtiges Gewand, zum Anlass das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft durch das Fest zu führen, hier getragen von Hans Klecker. Der Hochzeitsbitter trug einen bebänderten schwarzen oder blauen Dreispitz, mundartlich „Dreimoaster“ genannt, sowie einen schwarzen oder blauen Gehrock, der in der Region als „Schießlpinke“ oder „Schießlrickl“ bekannt war. Darunter trug er eine hochgeschlossene, einfarbige Weste oder einen Brustlatz, mundartlich „Westl“, und ein langes weißes Männerhemd, das als „Hemde“ bezeichnet wurde.

Ein farbiges Halstuch, auch „Knipptichl“ oder „Hoalstichl“ genannt, ergänzte das Ensemble. Die Beinbekleidung bestand aus einer schwarzen Kniebundhose, der „Pumphosn“, kombiniert mit weißen Kniestrümpfen, mundartlich „A Poaar weiße Strimpe“. An den Füßen trug der Hochzeitsbitter schwarze Schnallenschuhe, die als „A Poaar Schnoallnschicher“ bezeichnet wurden.

Eine Schärpe und der bebänderte Hochzeitsbitterstab mit Quaste, der „Huckstbittersteckn“, waren charakteristische Accessoires, die den Träger als offiziellen Boten des Hochzeitsfestes kennzeichneten. Abgerundet wurde die Tracht durch ein oder zwei seidene Schnupftücher, die mundartlich „Brauttichl“ genannt wurden. Dieses prachtvolle Gewand verlieh dem Hochzeitsbitter eine feierliche und zugleich repräsentative Ausstrahlung.

Oberlausitzer Tracht »Koarle«

Die Lausitzer Tracht „Koarle“ aus dem 19. Jahrhundert zeichnet sich durch ihre markanten und traditionell gehaltenen Kleidungsstücke aus. Den Kopf zierte eine pludrige Schirmmütze, mundartlich „Dächlmitze“ genannt. Um den Hals trug man ein bedrucktes Halstuch, bekannt als „Hoalstichl“. Die Oberbekleidung bestand aus einer kurzen Jacke, die in der Region als „Juppe“ oder „Jippl“ bezeichnet wurde, und einer rotgemusterten Weste, mundartlich „Westl“.

Dazu wurde eine schwarze Kniebundhose, die „Pumphosn“, getragen. Die Beine schmückten blaue Kniestrümpfe, mundartlich „a Poaar blooe Strimpe“, und an den Füßen rundeten schwarze Halbschuhe, die als „a Poaar Schicher“ bezeichnet wurden, die Tracht stilvoll ab.

Oberlausitzer Tracht »Guste«

Die Lausitzer Tracht „Guste“ aus dem 19. Jahrhundert war eine Alltagstracht im Raum Zittau. Auf dem Kopf trug man eine Radhaube, die mit bunten Blumen bestickt war und Schleifenbänder im Nacken hatte. Diese wurde mundartlich „Radlhaube mit Schluppm“ genannt. Das Oberteil bestand aus einem bordoroten, großgemusterten Jäckchen mit halblangen Ärmeln, das als „rutes Jäckl“ bekannt war.

Dazu gehörte eine weiße Schürze mit feinem Spitzenbesatz, mundartlich „Vurnevier“, und ein bordoroter gemusterter Frauenrock, dessen Farbe und Muster mit dem Jäckchen harmonierten. Dieser wurde mundartlich „ruter Rook“ genannt. Ergänzt wurde die Tracht durch weiße Strümpfe, die als „a Poaar weiße Strimpe“ bezeichnet wurden, sowie schwarze Halbschuhe, mundartlich „a Poaar Schichl“.

Sachsen steht Dir!

In Sachsen leben und arbeiten Menschen die sich ganz bewusst mit den Trachten ihrer Heimat auseinandersetzen und sich durch die Gewänder der Vorfahren und deren Herstellung zu neuen Dingen inspirieren lassen. Einige von ihnen wollen wir hier vorstellen.

Schon gewusst?

Wichtiger IndustriezweigWirtschaftsfaktor Textil


In Sachsen gibt es heute ca. 500 Textilunternehmen mit ca. 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Unternehmen erwirtschaften jährlich einen Gesamtumsatz von über einer Milliarde Euro. Somit gehört Sachsen zu den vier großen Textilstandortorten in Deutschland.

Wichtig gestrickt!
Am Anfang war die WolleKein Rétablissement ohne Wolle und Garn


Die Textilindustrie leitete nach dem verheerenden Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763), im Rahmen umfassender Staats-, Wirtschafts- und Verwaltungsreformen (sog. Sächsischen Rétablissement: frz. für Erholung, Wiederherstellung), die Industrialisierung in Sachsen ein und war bis in die 1980er strukturbestimmend. Die allerersten Fabriken in Sachsen waren Spinnereien. Noch heute zeugen zahlreiche bauliche und technsiche Denkmale von der langen und glorreichen Textilgeschichte Sachsens.

Textile Vielfalt an authentischen Orten hautnah erleben!
Textilstandort SachsenVon der Faser bis zum Endprodukt


Alleinstellungsmerkmal der sächsischen Textilindustrie ist die nahezu Geschlossenheit der Wertschöpfungskette von den Rohmaterialien bis zu Bekleidung oder technischen Textilien.

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Qualität aus dem VogtlandWeltspitze aus Plauen


Die weltberühmte und gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte „Plauener Spitze“ veredelt Kleider, Tischdecken, Servietten, Gardinen und Möbel. Sie wurde vom Plauener Theodor Bickel „erfunden“, indem er ein neues maschinelles Verfahren entwickelte mit dem Tüllspitze in Massenproduktion hergestellt werden konnte. Die „Plauener Spitze“ machte die vogtländische Regiopole über Nacht zu einer der reichsten Städte Sachsens.

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Es war einmal...Die Oberlausitz spinnt ...


In der Oberlausitz gab es im 19. Jahrhundert zahlreiche „Weber- und Spinnendörfer“, in denen sich fast alle Bewohner auf die Verarbeitung von Flachs zu Leinengarn spezialisiert hatten. In der für Ihre historische Trachtenkultur bekannte Region gehörte die Textilherstellung über Jahrhunderte zu den zentralen Wirtschaftsfaktoren. Lange bevor die Galsherstellung und der Braunkohleabbau prägend wurden.

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Legendäre GeschichteVom Kutscher zum Strumpfmagnaten


Die Strumpfwirkerei kam im 18. Jahrhundert aus Frankreich nach Sachsen. Einer Legende nach soll der Rittergutskutscher Johann Georg Esche während einer Reise nach Dresden einen französischen Wirkstuhl gesehen, nach dieser einmaligen Besichtigung nachgebaut und erfolgreich weiterentwickelt haben. Ob sich das wirklich so zugetragen hat? Nun zumindest Johann Georg Esche gab es wirklich. Und er war nicht irgendwer. Der Sohn eines Schwarzfärbers wurde Strumpffabrikant in Limbach-Oberfrohna und Gründer der über Jahrhunderte erfolgreichen Unternehmern- und Familiendynastie Esche.

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Oberlungwitz Sachsen hat eine Strumpfstadt


Um 1924 wurden in Oberlungwitz ca. ¾ des weltweiten Bedarfs an Strümpfen produziert. Die berühmten Strümpfe der „Strumpfstadt“ gewannen zahlreiche Preise, beispielsweise auf der Weltausstellung in Paris 1937. Seit 2006 feiert die Stadt wieder ein jährliches Strumpffest.

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Glück Auf!Des Bergmannes Hinterteil


Das sogenannte „Arschleder“ gehörte zur Arbeitskleidung von Bergmännern u.a. aus dem Erzgebirge und war ein halbrund zugeschnittenes Stück Kalb- oder Rindsleder. Es sollte die Hose und das Gesäß vor Kälte, Nässe, Dreck und Verletzungen schützen. In einigen Regionen war es den Bergleuten sogar untersagt, sich ohne Arschleder in der Öffentlichkeit zu bewegen. Heute ist das gute Stück fester Bestandteil der traditionellen Trachtenuniformen während der zahlreichen Bergparaden und -aufzügen und hat außerdem die Gestaltung von Nussknackern und Räuchermännchen aus dem Erzgebirge beeinflusst.

Der Steiger kommt...Streng geregelt


Die Uniform bzw. die Festtagstracht der Bergleute war eine streng geregelte Angelegenheit, die durch strikte Vorschriften und Hierarchievorgaben gekennzeichnet war. Die Bestandteile ihrer Tracht mussten die Bergleute aber tatsächlich selbst bezahlen.

Smart gewebtTextilien mit Funktion


60% des Umsatzes der Textilbranche in Sachsen machen heute technische, funktionalisierte, flexible und auch intelligente Textilien aus.

Großes Trachtenfest 1896Ein Fest für Sachsen Trachten

Am 5. Juli 1896 säumten über 1.500 Trachtenträgerinnen und -trägern die Straßen der damaligen Residenzstadt Dresden. Erstmals waren sämtliche Trachten, die auf dem Gebiet des damaligen Königreichs zu finden waren, gemeinsam zu sehen. Im Jahr 2026 jährt sich das „Sächsische Volkstrachtenfest“ zum 130. Mal. Ob wohl irgendwer auf die Idee kommt dem Fest eine Neuauflage angedeihen zu lassen? Oskar Seyffert würde sich freuen.

Ein Fest den sächsischen Volkstrachten

Fashion & Lifestyle aus Sachsen

Sachsen ist nicht nur reich an herausragenden Kulturschätzen, einzigartigen Landschaften und liebenswerten Bräuchen und Traditionen, sondern verfügt auch über eine vielfältige Mode- und Label-Szene. So geht Sächsisch. hat einige Labels sowie die Modemacherinnen und Modemacher dahinter in den vergangenen Jahren portraitiert und vorgestellt.

Bild Startseiten-Teaser: Matej Zieschwauck, Studijo Lipsk, Marie, 2022