Hohenstein-Ernstthal ist vielen eher wegen des Sachsenrings und als Geburtsort von Karl May bekannt. Dass das beschauliche Fleckchen Erde einst aber auch Zentrum der weltweiten Strumpfproduktion war, und hier heute noch in einer kleinen Strumpffabrik höchst innovative Socken gestrickt werden, wissen nur wenige.
Marius und Philipp, Ihr seid die Gründer von SOXN, wofür genau steht der Firmenname?
Philipp: „SOXN ist ein Wortspiel, das die Begriffe 'Socken' und 'Sachsen' miteinander verbindet.“
Marius: „Damit wollen wir unseren Stolz zum Ausdruck bringen, dass unsere Produkte lokal gefertigt werden und zugleich den Charme der Region widerspiegeln."
Und wie kam es dann zur Begegnung mit der Strumpffabrik?
Philipp: Wir haben uns intensiv mit der Textil- und insbesondere der Socken- und Strumpfhosen-Tradition unserer sächsischen Heimat befasst und stießen da auf die erstaunliche Geschichte unserer Region. So gab es nur noch wenige Hersteller, die die Wende überlebt hatten.
Marius: „Also haben wir uns ins Auto gesetzt und sind nach Hohenstein-Ernstthal gefahren, um die Fabrik der Familie Lindner zu besuchen. Dort wurden wir total herzlich empfangen. Unsere Idee, einen hochwertigen Sportsocken nach unseren eigenen Entwürfen zu entwickeln und zu produzieren, kam sofort gut an.“
Anfang des 20. Jahrhunderts kamen 80 Prozent der Socken weltweit aus Sachsen. Heute produzieren hier nur noch wenige Unternehmen, darunter auch Eure Strumpffabrik. Wie wichtig ist Euch dieses historische Erbe?
Marius: "Es ist unser Markenkern, Teil unserer Identität und überdies eine große Verpflichtung! Ohne dieses Erbe würde es uns nicht geben, und auch in Zukunft ist für uns nur eine Produktion in Sachsen akzeptabel. Wir möchten dieses Erbe weitertragen und darauf aufmerksam machen."
Warum habt Ihr Euch für die Produktion in der Region und nicht im günstigeren Fernost entschieden?
Marius: „Unser Ziel war es nie, Sockenunternehmer zu werden, um reich zu werden. Uns liegt die Produktion regionaler Waren am Herzen, und wir vertreten beide eine ökologische und nachhaltige Grundhaltung."
Philipp: „Unsere Socken sollen den kleinstmöglichen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Das ist nur mit einer fairen Produktion vor Ort möglich."
Eure Socken fallen durch knallbunte und zuweilen recht gewagte Muster auf. Was inspiriert Euch bei den Designs und welche erfreuen sich der größten Beliebtheit?
Marius: „Unser Designer Philipp ist hauptberuflich Künstler, daher sind langweilige Socken definitiv ein No-Go für uns. Wir lassen uns von Trendsportarten wie Skaten oder Downhill-Mountainbiking inspirieren, da wir selbst aus diesem Umfeld kommen. "
Philipp: „Wir möchten uns mit unseren Designs natürlich auch abheben. Unsere Leo-Socken sind ein Beispiel dafür, sie sind der absolute Renner. Oder unsere schwarzen Fahrradsocken
Wo seht Ihr Euch und Euer Unternehmen in fünf Jahren?
Marius: „Unser Ziel ist es, die nachhaltigsten Socken Deutschlands herzustellen. Das bedeutet, dass wir langfristig den Hauptbestandteil, die Baumwolle, ersetzen möchten. Vor hundert Jahren wurden Socken aus Hanf- und Brennnesselgarnen hergestellt, da Hanf und Brennnesseln direkt vor den Fabriken auf den Feldern wuchsen. Leider sind die heutigen Strickmaschinen nicht mehr in der Lage, solche Garne zu verarbeiten, und es gibt nur begrenzte Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet. Aber wir arbeiten gerade an einem Prototypen, der hoffentlich in fünf Jahren Marktreife hat.“
Vielen Dank für das Gespräch.