Modedesignerin Eva Howitz im Gespräch
Eva Howitz ist diplomierte Modedesignerin, in Rostock geboren, in Dresden aufgewachsen und heute in Leipzig zu Hause. Im Team mit Frieder Weissbach aus Stollberg gründete sie nach dem Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halledas Modelabel howitzweissbach. Zusammen debütierten sie mit ihrer ersten gemeinsamen Kollektion im Jahr 2009 auf der Pariser Fashion Week. Mit der Initiative lokaltextil hat Howitz zudem eine Plattform zur Sichtbarmachung lokaler Textilunternehmen ins Leben gerufen, um zukunftsfähige textile Produkte und Projekte zu entwickeln und mehr Wertschätzung für die sächsische Textilbranche zu schaffen. Wir haben mit Eva gesprochen, über ihr Verständnis von Mode und Tracht und darüber, wie beide voneinander profitieren können.

Eva, kann Tracht Mode sein?
Wie bedingen sich beide? Wie wird auch Tracht zu Mode?

In wie weit kann Mode von der Tracht auch lernen?
Zum einen kann Mode vom Formenreichtum der Tracht profitieren, zum anderen kann sie die Tracht „modern machen“. Wenn etwas „Mode ist“, dann ist es en vogue. Insofern kann Mode – im positiven Sinne – auch eine Art Steigbügelhalter sein, Tracht neu zu interpretieren und modisch zu machen. So kann es gelingen, regionalen Trachten auch globale Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das ist ein wunderbarer Prozess, der absolut unterstützenswert ist. Wichtig dabei ist jedoch, sich der Referenzen immer bewusst zu sein und diese unbedingt zu benennen.
Was können Modeschaffende von den althergebrachten Kleidungsformen der Tracht bzw. ihrem Entstehungsprozess lernen?
Ausgesprochen viel. Gerade in der heutigen Zeit, wo sich Mode fragen muss, wozu es den stetig wiederkehrenden Wandel überhaupt braucht. Da lohnt der Blick zurück, indem man sich im nachhaltigsten Sinne von früheren Handwerkstechniken inspirieren lässt, oder lange Zeit überdauernde Materialien und Rohstoffe in den Fokus nimmt. Wie wurde schon damals ökologisch einwandfrei gefärbt? Welche textilen Techniken können wir uns heute abgucken, welche gilt es zu bewahren?
Was raten Sie diesbezüglich Modedesignerinnen und Modedesigner von morgen?
Der Vergangenheit konstruktiv zu begegnen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Die eigentlich so diametral entgegengesetzt funktionierende Tracht kann auch dabei helfen, das Neue zu verstehen indem man das Alte intensiv beforscht.
Vielen Dank für das Gespräch!
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Titelbild: Portrait Eva Howitz, Foto: Stefan Krauth