„Die sorbische Tracht und die sorbische Sprache gehören zusammen.“
Die Designs vom „SerbskiKonsum" sind längst Kult. Seit über zehn Jahren behauptet sich das Label der beiden Sorben Steffi und Stefan Hanusch auf dem Markt. Sie Modedesignerin, er Illustrator und Grafiker, lassen sie sich bei ihren Produkten – Taschen, Turnbeutel, T-Shirts und sonstige Accessoires mit klangvollen Namen wie PUNKAHANKA, PO CAŁTY oder JANK A HANKA von der traditionellen sorbischen Tracht inspirieren, kombinieren diese mit modernem Grafikdesign und, mindestens ebenso wichtig: mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Und ganz nebenbei kreieren die Hanuschs damit Designobjekte, die althergebrachten sorbisch-wendischen Sagen und Trachten ein neues Antlitz geben und mit dem vermeintlich „verstaubten“ Image der Sorben-Tracht ordentlich aufräumen.
Frau Hanusch, Sie beide stammen aus der Oberlausitz, leben aber seit gut 20 Jahren in Berlin. Was bedeutet Ihnen Heimat?
Nicht ganz. Seit dem vergangenen Jahr leben wir wieder in der Lausitz. Durch unsere Zeit in Berlin hat sich unsere Sicht auf das Sorbische verändert. Innerhalb einer Gemeinschaft nimmt man Dinge anders wahr als wenn man von außen darauf schaut. Die Gefahr der romantischen Verklärung ist jedenfalls behoben, da man neben dem Positiven auch die kleinen Steinchen im Getriebe wahrnimmt. Insofern bedeutet Heimat für uns in erster Linie Familie und Freunde, Gemeinschaft eben – und ein seit der Kindheit geprägtes und bekanntes Umfeld.

Sie arbeiten als Designerin, Ihr Mann ist Grafiker. Gemeinsam haben Sie 2013 Ihr Label SerbskiKonsum gegründet. Prägen Ihre sorbischen Wurzeln auch heute noch Ihre Arbeit?
Welches ist für Sie persönlich das wichtigste Identifikationsobjekt der sorbischen Kultur?
Es gibt nicht das eine Objekt. Es ist ein allgemeines Lebensgefühl. Man freut sich auf die Vogelhochzeit, das Osterfest und die anderen traditionellen Feiertage im Jahr. Dazu haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten neue Veranstaltungsformate wie beispielsweise das Internationale Folklorefestival Lausitz etabliert. Ihnen allen gemeinsam – und quasi das Herz der Identifikation – ist die gesprochene sorbische Sprache, die solche Events lebendig und authentisch macht und von Folklore unterscheidet. Um es mal plakativ auszudrücken: Lieber ein Festival in Jeans und T-Shirt, auf dem Sorbisch gesprochen wird, als ein Umzug in sorbischer Tracht und in deutscher Sprache.
Wie kommen Ihre Produkte bei den Sorben selbst an? Verspüren Sie eher Skepsis oder Begeisterung?

Als Designerin haben sich intensiv mit der sorbischen Tracht beschäftigt und interpretieren sie als Alltagskleidung neu. Woher schöpfen Sie Ihre Inspiration?
Eigentlich ist mein Ansatz, mich vom Thema Tracht zu lösen. Es ist den wenigen Frauen, die die Alltagstracht ihr Leben lang trugen, nicht zuzumuten, dass nachfolgende Generationen, die in Städten leben und teilweise kaum noch Sorbisch sprechen, geschweige denn das Leben dieser Frauen nachvollziehen können, diese Tracht nun ändern wollen. Diese Alltagstracht gehört diesen Frauen. Beides ist echt und unverfälscht. Ich für meinen Teil denke lediglich darüber nach, ob man auf Basis der sorbischen Trachten moderne sorbische Kleidung entwerfen könnte, die in Stil, Schnitt und Ornamentik an die sorbische Tracht erinnert, ohne jedoch Anspruch auf eine Nachfolge der Tracht zu erheben.

Wie kann es Ihrer Meinung nach gelingen, das Wissen um und das Interesse an der sorbischen Tracht an künftige Generationen weiterzugeben?
Dźakuju so! Liebe Frau Hanusch.
Titelbild: Steffi und Stefan Hanusch, Foto: Robert Korn-Fahrnow, Narciss & Taurus © Stiftung für das sorbische Volk