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Palomaa Publishing - Interview

Gleichberechtigung ist die Balance der Geschlechter

Leipzig
In Zusammenarbeit mit
Foto: Christiane Gundlach

Interview mit Anne Friebel, Palomaa Publishing, Leipzig

Zunächst herzlichen Glückwunsch zum Sächsischen Verlagspreis. Haben Sie damit gerechnet?

Nein, überhaupt nicht. Das war eine große Überraschung für uns. Die Bewerbung habe ich noch mit dem Hintergedanken „das wird doch sowieso nichts“ abgeschickt. Umso mehr freue ich mich, dass der Freistaat Sachsen unsere Arbeit wertschätzt und damit das Engagement unserer Autorinnen für so wichtige Themen wie Gleichberechtigung und Vielfalt würdigt.

Schaut man in ihre Biografie, wurde Ihnen das Thema Feminismus quasi in die Wiege gelegt.

Na ja, nicht ganz. Aber feministische Themen begleiten mich schon sehr lange. So habe ich mich z. B. schon in meiner Diplomarbeit mit Werbung in Frauenmagazinen befasst. Auch in meinen verschiedenen beruflichen Stationen sind mir immer wieder Sexismus, Diskriminierung und mangelnde Gleichberechtigung begegnet.

2020 haben Sie den Verlag Palomaa Publishing gegründet und veröffentlichen ausschließlich Bücher von Frauen und zu Frauenthemen. Warum?

Ursprünglich wollte ich selbst ein Buch schreiben, habe aber dann gemerkt, dass ich mit einem Verlag und interessanten Autorinnen eine viel größere Wirkung erzielen kann. Uns geht es darum, weibliche Lebensrealitäten noch stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Themen wie Abtreibung oder Fehlgeburt, Gender Pay Gap, Care Arbeit und kritische Mutterschaft sind für die ganze Gesellschaft relevant. Studien sagen außerdem, dass weibliche Autoren seltener veröffentlicht, schlechter bezahlt und kürzer und unzureichend besprochen werden. Dem wollen wir entgegenwirken.

Foto: Palomaa Publishing

Sie haben im Februar 2022 das Netzwerk The Female Publisher gegründet. Warum? Die Buchbranche ist doch ohnehin sehr weiblich!

Das stimmt auf den ersten Blick. Die Branche ist zu 64 Prozent weiblich, immerhin 48 Prozent der höheren Positionen sind mit Frauen besetzt, auf dem Top-Level allerdings nur 22 Prozent. Das heißt, ein Drittel Männer besetzt über die Hälfte der Führungspositionen der Branche. Je höher also die Position, desto weniger Frauen. Und obwohl sich die Zahlen in den letzten 10 Jahren gebessert haben, sind noch lange nicht alle Führungslevel in der Verlagsbranche paritätisch besetzt. Gleichberechtigung heißt Balance der Geschlechter, also fifty-fifty.

Mit The Female Publisher möchten wir Frauen in der Verlagsbranche sichtbarer machen und untereinander vernetzen. Wir möchten Wissen teilen und uns gegenseitig empowern. Und, knapp 150 Mitglieder machen ja deutlich, dass der Bedarf groß ist.

Sie sind Sächsin und haben ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Leipzig. Ein Wort zur Lage der sächsischen Verlagslandschaft.

Auch wenn wir keine Groß- oder Konzernverlage vor Ort haben, empfinde ich die sächsische Verlagsbranche als sehr dynamisch und kreativ. Gerade auch, was die Arbeit der vielen unabhängigen Verlage betrifft. Auch Leipzig ist für mich nach wie vor eine Buchstadt. Hier gibt es jede Menge tolle Literaten und engagierte Büchermacher. Aber der Blick nach Hamburg, München oder Berlin schadet natürlich nicht - auch dort entstehen viele spannende Initiativen und Projekte, von denen wir uns inspirieren lassen können.

Palomaa Publishing

Anne Friebel hat es satt, sich von weißen alten Cis-Männern sagen zu lassen, was sie zu tun habe.

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