Interview mit Anne Friebel, Palomaa Publishing, Leipzig
Schaut man in ihre Biografie, wurde Ihnen das Thema Feminismus quasi in die Wiege gelegt.
Na ja, nicht ganz. Aber feministische Themen begleiten mich schon sehr lange. So habe ich mich z. B. schon in meiner Diplomarbeit mit Werbung in Frauenmagazinen befasst. Auch in meinen verschiedenen beruflichen Stationen sind mir immer wieder Sexismus, Diskriminierung und mangelnde Gleichberechtigung begegnet.
Sie haben im Februar 2022 das Netzwerk The Female Publisher gegründet. Warum? Die Buchbranche ist doch ohnehin sehr weiblich!
Das stimmt auf den ersten Blick. Die Branche ist zu 64 Prozent weiblich, immerhin 48 Prozent der höheren Positionen sind mit Frauen besetzt, auf dem Top-Level allerdings nur 22 Prozent. Das heißt, ein Drittel Männer besetzt über die Hälfte der Führungspositionen der Branche. Je höher also die Position, desto weniger Frauen. Und obwohl sich die Zahlen in den letzten 10 Jahren gebessert haben, sind noch lange nicht alle Führungslevel in der Verlagsbranche paritätisch besetzt. Gleichberechtigung heißt Balance der Geschlechter, also fifty-fifty.
Mit The Female Publisher möchten wir Frauen in der Verlagsbranche sichtbarer machen und untereinander vernetzen. Wir möchten Wissen teilen und uns gegenseitig empowern. Und, knapp 150 Mitglieder machen ja deutlich, dass der Bedarf groß ist.
Sie sind Sächsin und haben ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Leipzig. Ein Wort zur Lage der sächsischen Verlagslandschaft.
Auch wenn wir keine Groß- oder Konzernverlage vor Ort haben, empfinde ich die sächsische Verlagsbranche als sehr dynamisch und kreativ. Gerade auch, was die Arbeit der vielen unabhängigen Verlage betrifft. Auch Leipzig ist für mich nach wie vor eine Buchstadt. Hier gibt es jede Menge tolle Literaten und engagierte Büchermacher. Aber der Blick nach Hamburg, München oder Berlin schadet natürlich nicht - auch dort entstehen viele spannende Initiativen und Projekte, von denen wir uns inspirieren lassen können.
Palomaa Publishing
Anne Friebel hat es satt, sich von weißen alten Cis-Männern sagen zu lassen, was sie zu tun habe.
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