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Anton Albrecht

Anton Albrecht

Chemnitz
Portrait Anton Albrecht

Anton Albrecht ist ein Kaffeejunkie. Weil der Radsport keine Schokolade zulässt. Und er ist Sportlicher Leiter des European Peace Ride, der als Kulturhauptstadtprojekt wiederbelebten Internationalen Friedensfahrt. Gerade mal 25 Jahre ist der junge Mann alt, Radsport seine Leidenschaft. Damit verbringt den Großteil seines Tages - ob er gegen die ganz Großen seinen Sports, zum Beispiel Alberto Contador oder Ivan Basso, antritt, an seinen sieben oder noch viel mehr Rädern schraubt oder bis zu 20 Stunden in der Woche nur zum Training darauf verbringt.

Anton, das Radfahren ist für Dich quasi Lebenselixier. Geschätzt wie viele Stunden am Tag denkst Du nicht ans Radfahren?

Aktuell vergehen tatsächlich wenige Stunden am Tag, an dem kein Rad durch meine Gedanken rollt. Der European Peace Ride beschäftigt mich gerade tatsächlich rund um die Uhr, aber das ist okay, denn er war von Anfang an ein Herzensprojekt und nicht nur ein beruflicher Schwerpunkt.

Wie viele Kilometer fährst Du durchschnittlich in der Woche?

Das kommt darauf an, ob am Wochenende Wettkämpfe anstehen. Aber durchschnittlich kann man sagen, dass es rund 400 bis 600 Kilometer pro Woche sind. Es ist schon so, dass Radfahren eine hohe Suchtgefahr mit sich bringt. Unter zwei Stunden steige ich zum Beispiel nicht mehr aufs Rad. Das hat auch damit zu tun, dass man nie mit schlechterer Laune vom Rad steigt, als man losgefahren ist.

Ist Sachsen für Dich ein Radsportland?

Unbedingt! Dresden ist zum Beispiel die Hochburg der Ultralang-Distanz-Fahrer. Leipzig hat verschiedene und ganz spezielle Bubbles, wie eine Fixie-Szene und eine Kurier-Szene, und in Leipzig befindet sich ebenso wie Chemnitz ein Olympiastützpunkt mit Radsportabteilung.

Und Chemnitz hat eine ziemlich bunte, wenn auch vereinsgetragene Radsportszene. Außerdem ist Chemnitz ein Hotspot für Mountainbiker. Hier findet mit dem Heavy24 jedes Jahr eines der größten 24-Stunden-Rennen in Europa statt. Ein Magnet für die europäische Mountainbike-Elite und für mich das schönste Mountainbike-Rennen überhaupt. Hinzu kommen im Erzgebirge der Stoneman Miriquidi und der Erzgebirgs-Bike-Marathon mit über 1.000 Startern, der auch als der älteste Mountainbike-Marathon Deutschlands gilt. Im Grunde gibt es unzählige Radsport-Ereignisse über das ganze Jahr. Man kann also schon sagen, dass Sachsen sowohl im Freizeit-, als auch im Leistungsportbereich ein Radsportland ist.

Gibt es eine Lieblingsstrecke für Dich in Sachsen?

Aktuell ist es das Chemnitz-Tal. Hier ist wenig Verkehr, es ist abwechslungsreich, und man ist überwiegend in der Natur. Die Themen „Verkehr“ und „Toleranz zwischen den Verkehrsteilnehmern“ sind allerdings schwierig. Hier hat Sachsen durchaus Nachhol-Bedarf. So sind zum Beispiel einige schöne Strecken in Sachsen schwierig zu befahren, weil Autofahrer wenig Umsicht, Respekt und Aufmerksamkeit gegenüber Radfahrern zeigen. Aber ich sehe mittlerweile auch da ein Umdenken.

Zurück zur Kulturhauptstadt und Chemnitz 2025, in deren Rahmen das Thema Radsport eine immense Rolle spielt. Warum? Was macht die besondere Verbindung zwischen der Kulturhauptstadt und dem Radsport bzw. der sächsischen Rad-Kultur aus?

Kultur ist, wenn sich Menschen offen begegnen können. Sie muss frei zugänglich sein und Menschen einen Mehrwert bieten. In Chemnitz findet sich gerade im Radsport genau dieser Gedanke. Der European Peace Ride ist dabei im Augenblick das Aushängeschild. Hier kann jeder Mensch teilnehmen. Die einzige Bedingung ist, dass die Strecke über 430 Kilometer und rund 5.000 Höhenmeter bewältigt werden kann. Hier stehen nicht der Wettbewerb im Vordergrund, sondern das gemeinsame Radfahren, der Austausch und das Erlebnis in der Gruppe auf dem Rad. Ein hoher Kulturfaktor fährt dabei immer mit. Das ist typisch Chemnitz.