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Hoch hinaus für den freien Fall

Linus will hoch hinaus. Der 19-jährige BWL-Student gehört zum Nachwuchskader des FSV Eilenburg und ist das größte Fallschirmspringer-Talent, das der Verein aktuell zu bieten hat. Und das will etwas heißen, hat der 1956 gegründete Traditionsverein in der Vergangenheit doch bereits jede Menge Welt- und Europameister hervorgebracht. Rund 600 Sprünge hat Linus bereits in den Beinen. Um zu den Besten zu gehören, sind 150 Fallschirmsprünge im Jahr das Minimum. Was am Himmel oft nach Spaß und Gaudi aussieht, hat im Alltag in erster Linie etwas mit diszipliniertem Training, Kondition und absoluter Fitness zu tun. Wir sprachen mit Linus über sein außergewöhnliches Hobby, Ängste und Grenzen und den ultimativen Kick bei der Landung.

Linus, bist Du ein ängstlicher Mensch?
Eigentlich nicht.

 

Deine Altersgenossen gehen ins Fitnessstudie oder spielen Fußball. Wie bist Du zu Deinem doch recht besonderen Hobby, dem Fallschirmspringen, gekommen?
Zu meiner Jugendweihe 2018 haben mir meine Eltern einen Tandemsprung geschenkt. Nach der Landung war für mich klar: Das möchte ich am liebsten gleich nochmal machen. Also meldete ich mich direkt für den nächsten Ausbildungs-Kurs an.

Was fasziniert Dich an dem Sport?
Das Gefühl der absoluten Freiheit. Außerdem mag ich, dass man beim Fallschirmspringen nie an den Punkt kommt, dass man alles perfekt kann. Es gibt eigentlich immer etwas, das sich noch verbessern lässt.

Worauf kommt es an, wenn man Fallschirmspringen professionell betreiben möchte?
Grundsätzlich sollte man eine solide Allgemeinfitness mitbringen. Außerdem ist ein gewisses Maß an mentaler Stärke hilfreich. Alles andere lernt man beim Springen selbst.

Wenn Du Deine Gefühle vor, während und nach dem Sprung in Worte fassen müsstest, welche wären das?
Vor dem Sprung: Vorfreude. Ich bereite mich auf den Sprung vor und denke mir ein Programm für den freien Fall aus. Sobald ich im Flugzeug sitze, konzentriere ich mich auf den Sprungablauf und kontrolliere ein letztes Mal meine Ausrüstung. Sobald die Tür des Flugzeuges sich dann öffnet, und ich rausspringe, weicht die Konzentration jeder Menge Glücksgefühle. Und wenn sich der Fallschirm dann geöffnet hat, spüre ich die pure Entspannung.

Ist Fallschirmspringen ein teures Hobby?
Das schon, vor allem aber ist es sehr zeitaufwändig.

Was sind die nächsten sportlichen Herausforderungen bzw. Wettkämpfe, die Du angehen möchtest?
Für die Saison 2023 stehen vor allem die Europa-Meisterschaft sowie die Deutsche Meisterschaft im Speed Skydiving im Vordergrund. Des Weiteren stehen noch Wettkämpfe in Österreich, Italien sowie Dubai an. Für die Saison 2024 steht bereits die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Israel fest, ebenfalls in der Disziplin Speed Skydiving.

Wie überwindest Du Dich immer wieder aufs Neue zum Springen?
Nach mittlerweile rund 600 Sprüngen ist mir das Fallschirmspringen so weit in Fleisch und Blut übergegangen, dass es weniger eine Frage des Mutes ist, sondern sich eher eine gewisse Routine eingestellt hat. In erster Linie überwiegt die Freude auf den Sprung.

Wie groß ist die sächsische, wie groß die deutsche Fallschirmspringerszene?
Die sächsische Szene würde ich als gut überschaubar beschreiben. Es gibt nur etwa eine Handvoll Flugplätze, an denen man Fallschirmspringen kann. Die deutsche Fallschirmspringerszene ist hingegen über das ganze Land flächendeckend gut verteilt, es gibt nahezu in jeder größeren Stadt eine Möglichkeit Fallschirmspringen zu gehen.

Was wäre Dein Lieblingsort auf der Welt, auf dem Du einmal würdest landen wollen?
Am liebsten würde ich mal in Dubai auf der Palme von Jumeirah landen.

Was bedeutet Dir Heimat?
Heimat ist für mich die Mischung aus ländlichem und zugleich großstädtischem Flair, abwechslungsreicher Natur und den vielen wunderschönen Städten.

„Typisch sächsisch“ – was heißt das für Dich?
„Eierschegge ditschen“.

Welches Klischee über Sachsen regt Dich am meisten auf?
Das schlechte Image unseres Dialekts. Egal, wo ich in Deutschland bin, ich werde immer gefragt, ob ich aus Sachsen bzw. Leipzig komme.