„Zopf oder Kahl“, „Haarmonie“, „Vier Haareszeiten“ - bei der Namensfindung für den eigenen Friseursalon sind der Kreativität heutzutage kaum Grenzen gesetzt. Sehrish Khan setzt da eher auf Inhalt statt Verpackung. Ihr Salon im Herzen des Dresdner Stadtteils Pieschen heißt einfach nur „Sehrish Khan Haarexperten“. Mehr Chichi braucht die gebürtige Pakistanerin nicht, sie möchte durch ihr Handwerk überzeugen. Das hat sie in Dresden erlernt, von der Pike auf. Im Dezember 2017 wagte sie dann den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete ihren eigenen Friseursalon; zwei Jahre später folgte die zweite Filiale, der Sehrish Khan Barbershop, in Dresden-Radebeul.
Sehrish, woher kommt deine Leidenschaft für schöne Frisuren?
Es macht mich einfach glücklich, meine Kunden glücklich zu machen. Wenn sie zufrieden den Salon verlassen, dann motiviert mich das jeden Tag aufs Neue.
Warum wolltest du dich unbedingt selbstständig machen?
Zu allererst wollte ich natürlich einen guten Meisterabschluss machen und habe mich hier auch sehr dahintergeklemmt. Dann war es mir aber immer auch wichtig, meiner Kreativität freien Lauf lassen zu können und meinen eigenen Stil festlegen zu können. Das ging am besten in einem eigenen Salon, und da ich seit meiner Lehre bereits viele treue Stammkunden hatte, war die Eröffnung eines eigenen Salons nur konsequent.
Nun gibt es gefühlt Friseursalons wie Sand am Meer. Was unterscheidet deine Salons von anderen?
Wir setzen auf Qualität und Handwerk, getreu dem Motto „der Kunde ist König“. Was uns vielleicht unterscheidet, ist, dass wir die deutsche Handwerkskunst mit der des Orients verbinden. Das kommt besonders im Barbershop zum Tragen. Hier wird beispielsweise mit Feuer oder auch der Fadentechnik gearbeitet. Grundsätzlich wird im Orient auf das Endergebnis bzw. das finale Styling mehr Wert gelegt als auf akkurate Konturen und Schnittlinien, aber klar ist ein gepflegtes Aussehen in jeglicher Hinsicht ein Muss. Der wöchentliche Besuch beim Friseur oder beim Barbier ist, wo ich herkomme, absolut selbstverständlich.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften, die
eine gute Unternehmerin bzw. einen guten Unternehmer auszeichnen?
Organisationtalent und die Bereitschaft, auf Freizeit zu verzichten, gehören schon dazu. Es heißt nicht ohne Grund: „selbst“ und „ständig“.
Du bist ja gewissermaßen in zwei Welten groß geworden - in Pakistan geboren und in Dresden aufgewachsen. Würdest du Sachsen als deine Heimat bezeichnen?
Natürlich, hier bin ich groß geworden und habe mir meinen Traum von der Selbstständigkeit erfüllt.
Hast du im Arbeitsalltag auch schon mal Vorurteile erlebt?
Vorurteile gegenüber meiner Herkunft und dem, was ich kann? Zum Glück nicht, da die Kunden, die in meinen Laden kommen, sich bewusst für einen Haarschnitt bei mir entscheiden. Und sollte doch mal jemand Vorurteile gehabt haben, konnte ich ihn hoffentlich mit einem gelungenen Haarschnitt überzeugen (schmunzelt).
Was ist deiner Meinung nach „typisch sächsisch“?
Überpünktlichkeit und der unvergleichliche Dialekt.
Welches ist dein sächsisches Lieblingsgericht, und mit welchem pakistanischen ist es am ehesten vergleichbar?
Oh, ich liebe die sächsische Küche. Vor allem Gänsebraten und Klöße mit viel Soße. Leider ist dieses Gericht nicht mit pakistanischen Speisen vergleichbar.
Welche Klischees über die Sachsen regen dich am meisten auf, weil sie nicht stimmen?
Dass wir verschlossen sind und lieber unter uns bleiben.
Was ist die größte Herausforderung, der sich Sachsen deiner Meinung nach in Zukunft stellen muss?
Ganz klar: das Spannungsverhältnis zwischen qualifiziertem Nachwuchs im Handwerk einerseits und sinkende Qualitätsansprüche an Abschlüsse andererseits. Aber das ist weniger eine sächsische als vielmehr eine gesamtdeutsche Herausforderung.
Zum Abschluss noch eine Frage mit Augenzwinkern: Saxonia ist die Symbolfigur der Sachsen. Welcher Haarschnitt würde am ehesten zu ihr passen, und warum?
Auf alle Fälle ein wilder Lockenkopf – wild und unaufhaltbar!