Kaum eine andere deutsche Cellistin spielt die Nomenklatur der Melancholie so gut, so gefühlvoll wie die 32-jährige Zwickauerin. Sie gehört zur absoluten Weltspitze, spätestens, seit sie 2005 beim wohl bedeutendsten Wettbewerb für Cellisten, dem Rostropowitsch-Wettbewerb, gleich mehrere Preise abräumte. Wir wollten mehr über die junge Musikerin erfahren und haben sie über die Liebe zu ihrem Instrument befragt, ihre Inspiration und Motivation – und viel über ein außergewöhnliches Talent erfahren.
Welchen Stellenwert hat die Musik in Ihrem Leben?
Sie haben ja bereits sehr früh, im Alter von fünf Jahren, mit dem Cellospielen begonnen. Können Sie sich noch an Ihr erstes Konzert erinnern?
Nicht so ganz, aber es muss in der Musikschule gewesen sein. Die großen Konzerte kamen bei mir erst relativ spät. Begonnen hat das mit dem Rostropowitsch-Wettbewerb 2005, den ich gewonnen habe. Dort habe ich auch zum ersten Mal mit großem Orchester gespielt.
Ihre Geschwister sind ebenfalls musikalisch begabt, spielen verschiedene Instrumente. Weshalb haben Sie sich für das Cello entschieden?
Sie und Ihr Mann, der Pianist Martin Helmchen, sind gefragte Profi-Musiker und treten auch oft gemeinsam auf. Harmoniert man musikalisch besser mit Menschen, mit denen man sich auch privat versteht?
Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn es gibt hier tatsächlich beide Extreme. Oft ist es aber tatsächlich so, dass sich die Chemie im Privaten auf die Musik überträgt. Bei uns war das so, wir spielen sehr gern zusammen und harmonieren gut.
Haben Sie einen Lieblingskomponisten?
Neben Ihrer Konzerttätigkeit und Ihrer Professur am Landesgymnasium Carl Maria von Weber unterstützen Sie eine Musikschule in Ruanda. Wie kam es dazu?
Es war mir ein inneres Bedürfnis. Ich wollte gern etwas für Menschen tun, die die Musik wirklich brauchen. In unserer westlichen Welt sind wir oft übersättigt. Es gibt unzählige Künstler, die auf höchstem Niveau spielen. Das ist ein wertvolles Privileg, führt aber auch dazu, dass viele Konzertgänger ein sehr kritisches Ohr haben. Ich denke, die Musik verliert dadurch ein Stück ihrer heilenden Wirkung. Mir selbst hat dieses kritische Publikum eine Zeit lang Angst gemacht, und ich wollte wieder den grundlegenden Sinn von Musik verstehen. Das kann man am besten, wenn man zu Menschen geht, die die Musik wirklich brauchen und in deren Leben sie tatsächlich etwas verändern kann. In Ruanda ist das der Fall.
Sie selbst sind ja in Sachsen geboren und aufgewachsen. Was bedeutet Ihnen Heimat und was verbinden Sie damit?
Über Marie-Elisabeth Hecker:
Dank Konzerten mit Orchestern wie dem Deutschen Symphonieorchester Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim, der Filarmonica della Scala oder dem Orchestre National de la France, zählt sie zu den gefragtesten Solistinnen und Kammermusikerinnen der jungen Generation. Auch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Pianisten Martin Helmchen, musiziert sie erfolgreich. So fand beispielsweise ihre 2016 veröffentlichte Einspielung von Brahms‘ Cellosonaten beim Label Alpha Classics große Beachtung. Seit August 2017 hat Hecker eine Professur für Violoncello am Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber in Dresden inne. Darüber hinaus unterstützt sie in Zusammenarbeit mit Musik Road Rwanda eine Musikschule in Ruanda und ist regelmäßig vor Ort, um musikalische Projekte zu begleiten. Die 32-jährige Musikerin lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Alle Fotos von Anke Wolten-Thom.
Sächsische Staatskapelle Dresden
Die Sächsische Staatskapelle Dresden zählt zu den führenden und traditionsreichsten Orchestern der Welt.
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