Es war ein kleiner Aha-Moment mit großer Wirkung, der den Grundstein für die eigene Firma legte: Andre Schult und Markus Windisch arbeiteten am Fraunhofer-Institut IVV in Dresden im Bereich automatisierter Prozesse. Es ging um Optimierung, Störungsmanagement, Problemlösungsstrategien – der typische Alltag eines Ingenieurs. Doch dann machte Andre Schult eine interessante Beobachtung: „Wir hatten in einem Betrieb zu tun, der immer Probleme mit seiner Joghurtabfüllmaschine hatte. 80 Produktionsstörungen lieferte die Anlage in einer Schicht, es entstanden hohe Verluste. Zum Schichtwechsel erschien dann eine Mitarbeiterin, die einfach eine Düse der Maschine reinigte und plötzlich lief alles wieder einwandfrei.“ Schult war begeistert und gleichzeitig stimmte ihn die Situation nachdenklich. „Als Ingenieur hätte ich an dieser Stelle gesagt: Wir entwickeln eine selbstreinigende Düse und das Problem ist gelöst. Doch es gibt noch einen zweiten Weg und der besteht darin, die Erfahrungen der cleveren Mitarbeiterin für alle anderen Kollegen zugänglich zu machen.“
„Oft werden handschriftliche Hinweise nicht gelesen.“
Wertvolle Erinnerungen digitalisiert
Vergleichbar einem digitalen Kollegen schlägt MADDOX dann geeignete Problemlösungen anderer Mitarbeiter als Wissenskarten vor. Der Bediener an der Maschine wählt eine Wissenskarte aus und bewertet schließlich auch, wie gut sie ihm weitergeholfen hat. Und der Clou: Die Wissenskarte beinhaltet auch den Namen des Autors. „Der Mitarbeiter sieht also: Ah, dieser Tipp kommt von Thomas! Und so können mitunter 1000 Leute in einem Unternehmen auf die spezifischen Erfahrungen von Thomas zurückgreifen“, erklärt Schult. „Und Thomas‘ Wissen bleibt über Jahre erhalten, auch wenn er selbst vielleicht schon längst nicht mehr im Unternehmen arbeitet. Eine bleibende Erinnerung hat er auf jeden Fall geschaffen.“
„Wenn einer meiner Mitarbeiter sagt: Ich möchte mich jetzt mal zwei Tage mit meinem Sohn in die Legokiste setzen, dann sage ich: Mach das!“
Zudem wird eine positive Fehlerkultur gelebt. Fehlentscheidungen kommen offen und wertschätzend zur Sprache, werden in einem Fuckup-Diary dokumentiert und sind im besten Fall Learnings für alle. Schult: „Wir möchten gemeinsam wachsen – persönlich und beruflich. Und wenn einer meiner Mitarbeiter sagt: Ich möchte mich jetzt mal zwei Tage mit meinem Sohn in die Legokiste setzen, dann sage ich: Mach das! Wer sich und seine Arbeit gut organisiert, der hat bei uns alle Freiheiten.“
Video und Fotos: Patrick Schwarz