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OKAY TILDA

OKAY TILDA

Dresden

Hipper Rock für Kids

Gleißendes Scheinwerferlicht, die nächste Bühne, der nächste Soundcheck, Abhängen im Backstage, begeisterte Fans, wilde Exzesse und üble Hangover … Alles Dinge die das Leben von echten Rockstars ausmachen. Nicht so bei den Jungs von der Band OKAY TILDA aus Dresden. Bis auf die beiden letztgenannten Dinge gehören diese auch zum Musikerleben von Tommie (Gitarre und Lead-Gesang), Marty (Drums) und Aik (Bass) dazu, doch musizieren die drei Dresdner Musiker nicht etwa für Teens und Twens sondern in erster Linie für aufgeweckte Kids und ihre coolen Eltern. Mit Songs wie „Limonade“, „Superdisko“, „Störenfrieda“, „Lolli“ und „Scheibenkleister“ liefern sie eingängige Hooks und Riffs direkt in die Kinderzimmer der Republik. Wie die drei Musiker, die optisch durchaus an Indie Rock-Größen wie Arctic Monkeys, The Strokes, Arcade Fire oder Tocotronic erinnern, darauf gekommen sind musikalische Kinderherzen im Takt hüpfen zu lassen, haben Sie uns in einem klangvollen Interview erzählt.

Ahoi - Tommie, Marty und Aik! Eine knallharte Frage zum Einstieg: Wie steht Ihr zu kleinen Entchen, Kuchenbacken, geklauten Kokosnüssen und auf Mauern lauernden Wanzen?

Tommie: Oh Gute Frage! [lacht] Im Prinzip gibt es zwei große Lager: Kindermusik mit pädagogischen und erzieherischen Hintergrund und Musik, die die Kids und auch Eltern einfach unterhalten soll. Ich finde, beide Seiten haben ihre Berechtigung. Letztlich ist es eine Frage des Rahmens in dem die Musik gespielt oder aufgeführt wird und natürlich auch des Kinderalters. Morgenkreismusik im Kindergarten ist eine gute und wichtige Sache, aber nicht auf einem Stadtfest oder Festival. OKAY TILDA ist klar auf Seite des Entertainments einzuordnen. Glücklicherweise sind meine Kinder auch mittlerweile aus dem Kleinkindalter heraus und mögen es lieber poppig, rockig und modern. In meiner Kindheit liefen zu Hause oft die Kassetten von Gerhardt Schöne, den Prinzen oder Nicole. Seltener auch Rolf Zuckowski und Reinhard Lakomy. Apropos Kassette und Tonträger: Die Kassetten und CDs haben den Vorteil, dass ein Kind selbst entscheiden kann, wann und was es an Musik hören möchte. Im Streaming-Dienst-Zeitalter ist das selbstbestimmte Musikhören für Kinder allerdings schwieriger geworden, da immer das Smartphone oder der Laptop der Eltern notwendig ist. Das finde ich schade, denn ich fand es damals in meiner eignen Kindheit fantastisch alleine beim Hören meiner Kassetten und CDs voll in die Musik abtauchen zu können, im Booklett zu blättern und die Infos und Lyrics zu lesen. Das war natürlich auch eine riesige Motivation für mich selbst dann Singen zu wollen und Gitarre zu spielen. Kleiner Tipp: Über die vielen Facetten in der Kindermusik gibt es sogar einen ganze Podcast-Reihe namens „Heididei und Rock´n´Roll“.

Marty: Die Hauptsache ist doch, dass es den kleinen Spaß macht. Die Ernsthaftigkeit kommt im Alter von allein. Wir werden als Elternteil unseren Nachwuchs immer prägen bis sie ihre eigenen Wege gehen wollen. Es ist doch schön zu sehen, wenn der Nachwuchs anfängt zu singen, zu tanzen oder Luftgitarre zu spielen, egal welches Lied gerade kommt. Und diese Unbeschwertheit sollten wir eher als Vorbild nehmen, ich denke da kommt nicht nur Blödsinn raus. [grinst] Mein Sohn wurde in der Kita gefragt was der Papa denn für Musik macht, er meinte nur „Na, Rockmusik natürlich“. Ja, da ist der Einfluss da und dennoch habe ich ihm im Babyalter die typischen Kinder- und Einschlaflieder vorgesungen. Na gut, mit Gitarre und manchmal einen ausgedachten Text da ich den Originaltext einfach nicht mehr wusste oder mir nicht merken konnte.

Aik: Es gibt natürlich viele zeitlose Kinderliederklassiker. Wir wollten im modernen Kontext und im Rahmen der aktuellen Hörgewohnheiten unseren Songs ein frischeres Antlitz verleihen, Genregrenzen sprengen - nicht mit absolutem und ernsten pädagogischen Anspruch. Die Möglichkeiten Musik zu machen und diese zu teilen sind deutlich vielfältiger geworden. Das macht es für uns leichter moderne Musik für aufgeweckte Kids zu produzieren und auch zugänglich zu machen. Die Bandbreite ist so groß, dass wir versuchen, abseits der wertvollen Klassiker, eine moderne Ansprache zu formulieren und zu etablieren.

Eine Frage die Euch sicherlich von sogenannten Erwachsenen öfter gestellt wird: Wie seid ihr darauf bzw. dazu gekommen Kindermusik zu machen und warum habt Ihr Euch dafür das Genre der Rockmusik zu eigengemacht?

Tommie: Es war keine bewusste Entscheidung Rocksongs für Kinder zu schreiben, es ist einfach passiert. Bei Musik mit elektrischen Gitarren schlägt mein Herz einfach höher. Damals hat mich E-Bass spielen ziemlich begeistert. Markus Zimmer alias Zimbl von der Band „THE BATES“ war mein großes Vorbild. Nach einem Grundkurs Akustikgitarre und Selbststudium am 4-Saiter Bass fragte mich eine Freundin mit 17 oder 18, ob ich Lust hätte in einer Band Bass zu spielen. Lust hatte ich, nur hatte ich keine gute Bassgitarre. Also fuhren wir nach Hartenstein und ich tauschte mein Erspartes gegen einen neuen Bass im Musikhaus Markstein ein. Der Führerschein musste dann erstmal warten. Wir schrieben Songs und ich stand dann auch bald zusätzlich am Mikrofon. Wir gaben die ersten Konzerte in Dresdner Jugendclubs und auf der BRN (Red.: jährliches Straßenfest „Bunten Republik Neustadt“ in Dresden). Mit 20 ging ich zufällig mit einem Kumpel in einen Club in dem ein Jam-Session-Abend standfand. Dort ich traf ich auf Aik, der auch später mit seiner Band dort auftauchte. Wie hieß der Club nochmal?

Aik: Die Sprungschanze auf der Rudolfstraße hinterm Bahnhof Neustadt in Dresden. Ich war mit meinen Musikerfreunden genau einmal dort, aber das hat uns zusammengeführt. Wir suchten damals für unsere Rock-Metall-Band einen Sänger und kamen ins Gespräch mit Tommie und spielten ein zwei Songs an dem Abend zusammen. Es hat sofort gepasst. Tommie war dabei und und Duty Rose, heute unter dem Namen  SKÒGAFOSS, waren geboren. In der Combo ist unser Marty übrigens Songwriter und Gitarrist.

Marty, Bei OKAY TILDA sitzt Du doch aber am Schlagzeug?

Marty: Ja, in erster Linie bin ich Drummer.

Tommie: …ein ziemlich talentierter sogar, der sich auch mit Harmonien und Melodien auskennt. Zum Glück konnte ich Dich für OKAY TILDA gewinnen. J

Marty: Klaro, Deine ersten Kindersongs die Du Solo herausgebracht hast, waren ja auch witzig und modern. Das hat mich sofort überzeugt.

Tommie: Ja, meine eigenen Kids gaben mir sehr oft Input für die Textideen. Daraus entstanden die ersten Songs für OKAY TILDA bzw. erstmal solo als Tommie. Ich trat auch zuerst allein auf, nur mit Gitarre und Gesang. Aber alleene ist halt nicht so schön, ne wahr?

Aik: Tommie ist ein Bandtyp. Das macht er schon gut da vorn am Mikro. Wir spielen ja auch noch in der Garage-Rock Coverband RADIO F zusammen. Im Übrigen bin ich da Gitarrist und der Tommie der Frontmann.

Tommie: Na, wenn Du das sagst! Mit Band auf einer Bühne zu stehen ist natürlich nochmal eine andere Nummer. Da gehe ich voll auf. Das wollte ich natürlich auch für meine Kindermucke. Also fragte ich Marty und Aik, ob sie Lust dazu hätten. Wir probten damals noch im Proberaum von SKÓGAFOSS und unsere  ersten Songs waren: Zucker, Scheibenkleister, Limonade. Wir nannten uns auch erst TOMMIE UND DIE LIMOBANDE bis ich feststellte, dass es schon Rockbands für Kinder mit Bandnamen wie etwa die großartigen „Andi und die Affenbande“ oder „Matthias und die Zappelbande“ gab. Also überlegte ich mir einen neuen frischen und moderneren Namen der nach „Indie“ klang. So kam es dann zu OKAY TILDA.

OKAY TILDA - Störenfrieda

Störenfrieda rebellische Mädchen gemeiner als Jungs | Gören | Rockmusik | Okay Tilda

Störenfrieda - Ein Song über das rebellische Kleinkind in uns allen.

Wenn ich groß bin werde ich Astronautin oder Feuerwehrmann. Auch wenn Ihr an den Saiten und Drumsticks äußerst talentiert seid, lagen Euch selbige sicher nicht schon bei der Geburt in der Wiege. Zumindest nicht buchstäblich. Was macht Ihr neben der Musik? Was habt ihr gelernt oder studiert?

Tommie: Ich habe gelernt und studiert. Also erst eine Ausbildung als Mechaniker absolviert, dann Abi nachgeholt und anschließend Produktionstechnik studiert. Als Ingenieur habe ich dann über 10 Jahre an einem Forschungsinstitut gearbeitet. Als ich damals aber merkte, dass bei mir im Job „die Luft raus war“, musste ich das ändern und habe mich für meine Leidenschaft Musik entschieden. Mit meinen Ersparten als Ingenieur habe ich mich dann vor ca. 2 Jahren als Musiker selbständig gemacht und würde es sofort wieder tun, auch wenn meine Einnahmen durch Gagen und Tantiemen noch nicht ganz meine Ausgaben abdecken. Daher jobbe ich nebenbei noch als Ingenieur oder bin mit dem Postfahrrad unterwegs. Ich mag diese Abwechslung und unterschiedlichen Aufgaben und bin immer offen für Neues.

Marty: Ich arbeite im sozialen Bereich beim Arbeiterwohlfahrtsverband (AWO). Über meinen Job habe ich auch einen schönen rockig-poppigen Song geschrieben: Den AWO-Song. Die Öffentlichkeitsarbeit und Leitung der AWO fand den so gut, dass man gleich mit OKAY TILDA zusammen ein Musik- bzw. Werbevideo dazu gedreht haben.

Tommie: Das war eine schöne Erfahrung. Es wurde auf den Dächern des AWO-Wohnheimes gedreht bei Sonnenaufgang in aller Früh.

Aik: So früh und kurzfristig, das ich leider nicht frei nehmen für den Dreh. Ich arbeite als Arzt in einem Schlaflabor bzw. einer Praxis.

Tommie: Im Herzen warst du dabei! [lacht] 

Aik: Selbstverständlich!

Marty: Aber zurück zur eigentlichen Frage. Ich wollte tatsächlich schon immer Musik machen. Meine Mutter meinte: „Der wird ein Drummer“. Wahrscheinlich weil ich wohl schon sehr aktiv im Mutterleib war. Mit 7 Jahren wollte ich zum Schlagzeugunterricht, vorher habe ich auf Töpfen getrommelt und bin gefühlt schon immer aktiv mit Bands unterwegs.

Worin liegen die Unterschiede zwischen einem Gig in einem angesagten Indie-Schuppen an einem Samstagabend und einem Kinderfest am Sonntagmorgen?

Tommie: In einem Club bzw. einem Indie-Schuppen für Kids zu spielen macht richtig Laune und fetzt total. Alles konzentriert sich in einem Club auf die Bühne und unsere Performance. Bis auf die Eltern vielleicht, die lieber an der Bar sitzen während wir ihre Kleinen betreuen. [lacht] Das ist bei Kinderfesten leider nicht immer gegeben, da es viele Alternativen wie Hüpfburg, Clown und Co. gibt. Ein Kind ist da schnell abgelenkt und das macht es schwieriger die Kids abzuholen. Aber wir lieben die Herausforderung. Und fühlen uns bestätigt, wenn lächelnde Kindergesichter und anstrahlen.

Marty: Dieses Jahr haben wir zum Beispiel im Privatclub in Berlin und im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt gespielt. Das war ziemlich cool. Ein Raum gefüllt mit Menschen die nur da sind, um uns zu sehen und zu hören. Und grandios ist es wenn ein kleiner Stöpsel leicht erschöpft vom Tanzen und Mitsingen an die Bar geht und erstmal eine Limo bestellt – der Hammer! Und ja, bis jetzt war es immer noch hell draußen, wenn wir die Clubs verlassen haben. Das hat auch durchaus Vorteile.

Ohne Moos nix los. Das wissen leider auch schon die Kinder. Wie schätzt Ihr den Kindermusikmarkt ein und was sind Eure Ziele als Band?

Tommie: Der Kindermusikmarkt ist durchaus überschaubarer als der für Erwachsene. Gleichzeitig ist er aber am Wachsen, was gut ist. Einnahmen kommen nahezu fast nur über das Spielen von Konzerten rein. CDs werden kaum noch verkauft und die Auszahlungen an Indie-Künstler durch Streaming erzielen bei weitem nicht den Gewinn, den es bräuchte um die Produktionsausgaben zu decken. Wir haben aber das Glück, dass wir bei einer professionellen Booking-Agentur unter Vertrag sind und die Konzertanfragen bzw. Auftritte mehr werden. Dass es finanziell funktionieren kann, sehen wir an anderen etablierten Kinderrockbands wie „Pelemele“, „Randale“ oder „Raketen Erna“, welche aber auch schon über 10 Jahre dabei sind. Unser Debütalbum „Auf einem Auge Kind“ erschien ja erst im Oktober 2023. Dafür sind wir aber schon gut aufgestellt. Wir sind ja auch jung, wild und voller Energie. Es wird neue Songs geben. So haben wir erst kürzlich unseren coolen Skatepunk-Song „Alles unter Kontrolle“ veröffentlicht. Wir bleiben auf jeden Fall dran. Und der Hit wäre es doch, wenn OKAY TILDA mal auf richtigen Festivals, z.B. auf dem Lollapalooza bzw. Kidzapalooza oder dem Highfield, aufzutreten würde. Dann hätten wir Clubatmosphäre unter freiem Himmel. Yeah!

Aik: Die „Kindermusiklandschaft“ wirkt überschaubar, aber nimmt stetig Fahrt auf. Durch die Kontakte unserer Booking-Agentur ist aber eine überregionale Streuung gegeben und auch der Austausch zwischen den Bands möglich. Wir wollen unsere Musik noch breiter an die Familie bringen und das ist ein wundervoller Austausch für alle Beteiligten. Eine willkommene Abwechslung. Ich freue mich jedes Mal, wenn wir mit OKAY TILDA unterwegs sind. Das macht Laune und ist ein toller Ausgleich zum gewohnten Umfeld.

Marty: Ich könnte mir OKAY TILDA auch mehr als nur als Ausgleich vorstellen. Tommie, Aik und ich ergänzen uns musikalisch sehr gut. Für Text, Beat und Melodie haben wir unsere Linie gefunden. Wir machen weiter, damit sich Tilda gut ernähren kann. 

OKAY TILDA - Wie sagst du dazu?

Labern Quatschen Schwätzen WIE SAGST DU DAZU | OKAY TILDA #kinderlieder #mundart #sprache

Ein Song von OKAY TILDA, Andi und die Affenbande und Raketen Erna über die Verständigung zwischen Dialekten.

Mit dem Song „Wie sagst Du dazu“ habt Ihr kürzlich ein hit-verdächtiges Stück zum Thema Dialekte geliefert. Wie kam es dazu und wie lief / läuft die Verständigung mit den aus Süddeutschland stammenden Combo „Andi und die Affenbande“ und der Band „Raketen Erna“ die an dem Song mitgewirkt haben?

Tommie: Seit vielen Jahren existiert das Netzwerk Kindermusik in dem über 80 Musikerinnen und Musikern aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden vertreten sind. Die „Affenbande“ und „Raketen Erna“ sind wie auch wir Teil des Netzwerks. Andi Traub von der „Affenbande“ aus Süddeutschland und Marceese Trabus von „Raketen Erna“ aus Berlin habe ich bei den jährlichen Vereinstreffen kenngelernt. Alles ziemlich dufte Typen. Letztes Jahr besuchte Andi Dresden und fragte ob ich Zeit hätte für ein Treffen. Im Biergarten von Katy´s Garage haben wir dann lange miteinander gequatscht und in einer Limo-Laune beschlossen, dass wir einen Song zusammen machen. Irgendwie lag es dann nah bzw. kam aufgrund unserer unterschiedlichen Wohnorte das Thema Dialekte auf. Wir haben dann über Videotelefonie Ideen gesammelt, den Text geschrieben und den Song arrangiert. Da wir textlich auch das Berlinerische aufgegriffen hatten, lag es natürlich nah Marceese, der aus Kreuzberg kommt, zu fragen, ob er Lust hat mitzuwirken und diesen Part einzusingen. Er war sofort dabei. Eine Woche nach dem wir den Song „WIE SAGST DU DAZU“ veröffentlicht hatten, rief mich Andi übrigens an und sagte, dass er im Radio über eine Dialekt-Kampagne in Sachsen gehört hat und das gut passen könnte. Kurz darauf hattet ihr euch schon gemeldet. Eine schöne Fügung.

Marty: Boooaaar und ich wäre so gern bei dem Treffen mit Andi dabei gewesen! Ungefähr selbe Zeit fragte mein Sohn ob es ein Lied über Nudeln gibt, bei der Suche bin ich auf „Spaghetti“ von Andi und die Affenbande gestoßen. Ich habe Tränen gelacht beim Lied „Hundekacke“. Viele Songs sind musikalisch echt hervorragend arrangiert und durchdacht, da hört man den Perfektionismus regelrecht raus. Daher bin ich doch etwas neidisch, aber viele Köche verderben den Brei und die Gelegenheit wird nicht die letzte gewesen sein.

Aik: Defintiv nicht die letzte Gelegenheit und was gibt es schöneres, als gemeinsam Musik zu machen? Der Song soll die Menschen – kleine wie große –verbinden, auch wenn Unterschiede existieren. Wie im Song, so auch im wahren Leben. Ich glaube auch, dass das generationenübergreifend funktioniert.

Beim Thema Dialekte stellt sich uns die Frage wie Ihr es mit regionalen Idiomen und insbesondere mit den sächsischen Dialekten (Oberlausitz, Dresden, Leipzig, Erzgebirge, Vogtland) haltet? Gibt es typische sächsische Worte die in Eurem täglichen Wortschatz verankert sind?

Tommie: Als gebürtiger Dresdner höre ich meistens die Unterschiede der Regionen heraus, bspw. das gerollte R der Oberlausitz, oder den Chemnitzerische Singsang. Vogtländisch finde ich „fei schie“. Wenn Leute aus meinem Umfeld ihren regional-sächsischen Dialekt, meist in abgeschwächter Form, reden, finde ich das schön und vertraut. Bei mir sind „Nu“, „ooch“, „Eens“, „Zwee“ fest verankert. Ich sage auch Schok‘lade und nicht Schokolade. 

Marty: Ich bin ä rischdscher Sachse der wees was`or will und de ärzgebirschen Liedor, dürf`n an Weihnacht`n och net fehl`n. [lacht]

Aik: Des seh I fei genauso un schließ mich mein Vorrednorn a.

Dur oder Moll. Ihr seid öfter auch außerhalb Sachsens auf der Bühne. Welches Bild von Sachsen spiegeln Euch die Gespräche mit Nicht-Sachsen wider, welches Bild habt Ihr als Sachsen von Eurem Heimatbundesland?

Tommie: Im direkten Gespräch mit Leuten aus den alten Bundesländern bzw. Nicht-Sachsen bin ich bisher noch nie angeeckt oder wurde belächelt. Ich bin aber auch kein „Hardcore-Sachse“, wie er gern medial dargestellt wird. Die meisten reden gern über unsere schöne Stadt, wenn sie schon einmal in Dresden waren. In der Regel sind Veranstalterinnen und Veranstalter ebenso wie Musikerinnen und Musiker weltoffene und tolerante Mitmenschen. Also außerhalb Sachsens kommt bei mir durchweg eine Dur-Schwingung an. Mein eigenes Bild von Sachsen schwankt zwischen Dur und Moll. Ich mag Sachsen sehr: Die Großstädte mit dem historischen Dresden und dem trendigen Leipzig, aber auch das Umland und die Natur. Öfters wünschte ich mir aber einen moderneren, offeneren Blick auf die Welt und Sachsen – Und das nicht nur von Nicht-Sachsen, sondern insbesondere von den Sachsen selbst.

Marty: Ist es Glück oder Schicksal in Dur?! Wir haben bislang nur tolle Menschen kennenlernen dürfen.

Aik: In den Bereichen in denen wir unterwegs sind und mit den Menschen, mit denen wir auch professionell bisher auf und hinter der Bühne zu tun hatten, war immer alles fein. Aufgeschlossene und positive Menschen, die natürlich auch etwas bewegen wollen. Unterschiede zwischen Sachsen und Nicht- Sachsen waren da bisher für mich nicht auszumachen. Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es natürlich, aber das ist ja auch ganz normal. Also eindeutig Dur.

Was wünscht Ihr Euch mit Blick auf Eure Rollen als Musiker, Papas und Arbeitnehmer für die Zukunft des Freistaates Sachsen?

Tommie: Als Musiker wünsche ich mir, dass es wieder mehr freien städtischen Raum für Kunst, Kultur und Sub-Kultur gibt. Und auch, dass Kinder mehr Angebote und Möglichkeiten haben, direkt mit Musik und Instrumenten in Kontakt zu kommen in Form von Festivals oder Workshops. Als Papa wünsche ich mehr Raum für Begegnung für Jung und Alt in der Öffentlichkeit. Mehr Grünflächen, die zum Verweilen und Spielen einladen und so ein Austausch zwischen den Generationen entstehen kann. Einfach mehr Verständnis füreinander. Mit der gegenwärtigen urbanen Infrastruktur rauschen alle aneinander vorbei. Für Arbeitnehmer wünsche ich mir, dass sie sich ausreichend Zeit für die Familie bzw. ihre Kinder nehmen können, ohne ein schlechtes Gewissen ihrem Arbeitgeber gegenüber zu haben.

Marty: Als Musiker wünschte ich mir mehr Raum und Zeit für das Musikmachen an sich. Als Papa soll die Zeit stehen bleiben, denn die Kleinen werden so schnell groß. Und als Arbeitnehmer, dass es Familien leichter haben, egal ob Kinder oder ein pflegebedürftiger Angehörige in der Familie leben. Da baut die Gesellschaft immer noch zu große Stein in den Weg. Diese zu durchbrechen wäre eine gute Sache fürs Jetzt und die Zukunft.

Aik: Für Musiker und Familien wünsche ich mir die anhaltende Förderung öffentlicher Räume und kultureller Projekte. Die Ermöglichung von Begegnungen und künstlerischer Verwirklichung. Den Erhalt von Vielfalt und manchmal die Zeit anhalten zu können wünsche ich mir als Mensch.

Letzte Frage: Wer ist eigentlich Tilda?

Tommie / Marty / Aik: Ja, wer ist nun diese Tilda? Die Antwort bekommt ihr auf unseren Konzerten! 😉 Kleiner Tipp: Sie hat ziemlich rockige 6 Saiten.

Vielen Dank für das sehr lustige Gespräch!