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Maria Teresita Prinzessin zu Sachsen

Maria Teresita Prinzessin zu Sachsen

„Nu Ginderlein, nu gönn‘ wir diddschn!"

Was einst schon ihr berühmter Ur-Ur-Großvater Friedrich August III. verschmitzt seinen Kindern zuflüsterte bevor er genüsslich den Christstollen in den Kaffee tunkte, wird wohl auch Maria Teresita, Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen, bald frohlocken können. Denn die Wettiner-Prinzessin, Nachfahrin des letzten Sachsen-Königs, ist jüngst Mutter einer kleinen Tochter geworden und schlägt damit – nach der prunkvollen Hochzeit in der Dresdner Hofkirche im vergangenen September - das nächste erfreuliche Kapitel ihres noch jungen Lebens auf. Wir haben mit Maria Teresita gesprochen, über den Spagat zwischen
Adelstitel und Prinzessinnen-Alltag, ihre sächsischen Wurzeln und die besondere Verbindung zu ihrer Heimat Sachsen.

Sehr geehrte Maria Teresita Anna Luise Caroline Lucardis, Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen, zunächst eine pragmatische Frage: Legen Sie auch im Alltag Wert auf die korrekte protokollarische Ansprache?

Nein, ich lege keinen Wert auf die Benutzung von Prädikaten. Im Französischen Sprachraum, in dem ich mich hauptsächlich bewege, wird man als „Madame" angesprochen, also in meinem Fall als „Madame de Saxe“ bzw. seit meiner Heirat als „Madame de Saporta“. Das Protokoll spielt im Alltag keine wirkliche Rolle.

Sie sind die Ur-Ur-Enkelin des letzten Sachsen-Königs Friedrich August III., eine Prinzessin aus dem Hause Wettin, jenem Fürsten- und Königshaus, das einst Sachsen regierte. Empfinden Sie dieses Erbe eher als Fluch oder als Segen? 

Auch wenn es nicht immer leicht war, habe ich es stets als eine große Ehre empfunden, den Namen eines so bedeutenden Kulturlandes wie Sachsen tragen zu dürfen. Für mich bedeutet es Verpflichtung und Würde. Aber ich bin mir auch bewusst, dass mein Tun und Wirken immer unter diesem Aspekt beobachtet und beurteilt werden wird.

Sie wurden vor 25 Jahren in Dresden geboren, haben hier im vergangenen Herbst Ihre große Liebe Comte Beryl Alexandre de Saporta geehelicht, wohnen mittlerweile in Brüssel. Wie muss man sich das Leben als moderne Prinzessin vorstellen? Wie sieht Ihr Alltag aus? 

Es ist ein ganz normales Leben, würde ich sagen. Ich gehe jeden Tag zur Arbeit und versuche, meine Karriere aufzubauen, mache sauber, gehe einkaufen und steht meinem Mann in seinen täglichen Verpflichtungen zur Seite. Außerdem werde ich bald Mutter einer kleinen Tochter sein. Da wird noch viel Schönes auf uns zukommen. 

Sie wuchsen mit Ihren drei älteren Brüdern zwischen Deutschland und Mexiko auf, wo Ihr Vater, Alexander Prinz von Sachsen, auch heute noch als Unternehmer tätig ist. Würden Sie Sachsen dennoch als Ihre Heimat bezeichnen? Wie eng fühlen Sie sich mit Sachsen verbunden?     

Da ich das große Glück hatte, als erstes Familienmitglied seit 99 Jahren in Dresden geboren worden zu sein, fühl ich mich der Elbmetropole und dem ganzen Land sehr verbunden. Auf die Frage meines Vaters, wo ich denn gern heiraten würde - in Mexiko, Bayern, Frankreich, Belgien oder ganz woanders - antwortete ich ohne zu zögern: in meiner Geburtsstadt Dresden! Und ich stelle fest: Nun, wo ich im Inbegriff bin, meine eigene Familie aufzubauen, wird der Drang, die eigenen Wurzeln wiederzuentdecken, immer stärker.

Haben Sie das Gefühl, dass die Sachsen Ihnen und Ihren königlichen Vorfahren offen gegenüberstehen oder fremdelt der eine oder andere auch schon mal? 

Nein, nicht wirklich. Natürlich mutet es für viele Menschen zunächst ungewohnt an, mit Vertretern eines Königshauses in Kontakt zu kommen. Aber nach kurzem Austausch merkt das Gegenüber, dass man ein ganz normaler Mensch ist, wie jeder andere auch, und dann entkrampft sich das Miteinander.

Sind Sie stolz auf Ihre Herkunft und halten Werte und Traditionen Ihrer Vorfahren hoch oder muss man sich hier als moderne Prinzessin auch ein wenig nach dem Zeitgeist richten? 

Sowohl als auch. Wir wurden sehr traditionsbewusst und kulturnah im christlichen Sinne aufgezogen. Was gerade heute sehr wichtig ist, denn jeder Mensch sollte sowohl seine Wurzeln, als auch die Historie und Kultur seiner Heimat kennen und schätzen lernen. Das ist ja das Besondere an uns Sachsen, dass wir zwar in einem kleinen Land leben, aber besonders stolz sein können auf seine Bedeutung im kulturellen, wissenschaftlichen, industriellen und musikalischen Bereich.  

Was bedeutet für Sie „typisch sächsisch“?

Es ist eine Kindheitserinnerung an meinen Vater, der sonntags nach der Heiligen Messe hin und wieder eine typische Eierschecke essen wollte. In der Weihnachtszeit musste es dann selbstverständlich Christstollen sein. Natürlich gehört auch die erzgebirgische Holzschnitzkunst dazu, Schwibbogen, Räuchermännchen, Nussknacker, Engelskapelle und natürlich auch die berühmten, mit Kerzen angetriebenen Pyramiden. Diese Kunstwerke, drapiert um die weihnachtliche Krippe, das verbinde ich mit „typisch sächsisch.“

Wie wird Sachsen in der Welt wahrgenommen? 

Leider viel zu wenig! Seit dem Fall der Mauer versucht unsere Familie, unser Land weltweit bekannt zu machen. Vor allem mein Vater Prinz Alexander hält Vorträge und erzählt überall von der unglaublichen Aufbauleistung Sachsens nach dem Fall der Grenzen, und natürlich laden wir unsere Verwandten, Freunde und Bekannten zu Besuchen in unser Land ein. Das Echo ist immer überwältigend: „Was für ein einmaliges Land, was für eine unglaubliche Kultur, welch wunderbare Schätze, welch herrliche Landschaft!“ Auch meine Hochzeit war für uns eine Möglichkeit, unseren Gästen zu zeigen, was Dresden für eine bedeutende Stadt ist. Eine Stadt, die so viel Leid erlitten und überlebt hat und nach zwei Diktaturen trotzdem Stein für Stein wieder aufgebaut wurde. Unsere Gäste bestaunten auch die hohe musikalische Kultur in der Kirchenmusik, wie sie von den Dresdner Kapellknaben und den Musikern der Staatskapelle dargeboten wurde.

Gibt es in Sachsen einen Lieblingsort, zu dem es Sie zieht, wann immer Sie in der Heimat weilen?

Es gibt so viele, dass mir eine Entscheidung schwer fällt. Ich bin sehr naturverbunden, daher würde ich sagen, dass Schloss Moritzburg, wo ich auch vor 25 Jahren getauft wurde, mit den schönen Wäldern und Teichen ringsum, ein sehr besonderer Ort für mich ist. Aber natürlich muss ich gleich nachlegen: die Sächsische Schweiz, Meißen, Augustusburg, Pillnitz, Weesenstein, die Lausitz und das Vogtland sind ebenso magische Orte.

Welche Sprachen sprechen Sie? Zählt Sächsisch auch dazu, und haben Sie gar ein sächsisches Lieblingswort? 

Neben Deutsch spreche ich Spanisch, Französisch und natürlich auch Englisch. Säggseln kann ich auch etwas. Mein Lieblingswort ist „diddschn“, wenn man den Christstollen in die heiße Schokolade tunken kann. Das war auch der Lieblingssatz des letzten Königs. Wenn sonntags das Personal frei hatte, setzte er sich mit seinen drei Söhnen und drei Töchtern an den Tisch, schaute sich um, ob keiner lauschen bzw. zuschauen würde und meinte dann mit breitem Grinsen: „Nu Ginderlein, nu gönn‘ wir diddschn!". 

Wenn Sie einen Wunsch für Sachsen frei hätten, welcher wäre das? 

Dass wir weiterhin in Frieden unserem normalen Leben nachgehen können, ohne Furcht vor Krieg, Kriminalität und wirtschaftlichem Niedergang. Vor allem aber Gesundheit, Wohlergehen und Glück für alle Menschen in nah und fern!

Foto: Valerie Kornis