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Daniela Utecht

Daniela Utecht

Leipzig
„Ich könnte den ganzen Tag Hörbücher hören.”
Daniela Utecht
Verlegerin, Lagato Verlag

Seit Jahren erfreuen sich Hörbücher und Podcasts steigender Beliebtheit. In Deutschland hat im vergangenen Jahr etwa jeder Dritte mindestens einmal im Monat Hörbücher oder Podcasts gehört. Einer der größten unabhängigen Hörbuchverlage in Deutschland ist der Lagato Verlag. Gegründet 2005 in München, befindet sich der Verlagssitz seit 2012 in Leipzig. An seiner Spitze steht Daniela Utecht, gebürtige Essenerin und mittlerweile in Leipzig tief verwurzelt. Für ihr verlegerisches Wirken wurde sie nun mit dem Sächsischen Verlagspreis ausgezeichnet.

Frau Utecht, Sie haben 2005 den Lagato Verlag gegründet, einen Verlag ausschließlich für Hörbücher und Audiobooks. Lesen Sie nicht gern?
Ich lese sogar sehr gerne! Das ist unabdingbar, wenn man Hörbücher macht. Denn bevor ein Hörbuch entsteht, muss man sehr viele Texte lesen und dann auswählen, welche Titel man lizenzieren und als Hörbuch herausgeben möchte. Aber ich habe auch schon immer sehr gerne gehört, als Kind vor allem Hörspiele. Als dann die ersten Hörbücher für Erwachsene herauskamen, hat mich das sehr gefreut, und seitdem höre ich auch wieder sehr viel.

Was hat Sie damals, vor fast 20 Jahren darin bestärkt, dass Hörbücher einmal so sehr im Trend liegen werden?
Das habe ich nicht gewusst, nur gehofft. Mein wichtigster Antrieb dafür, einen Hörbuchverlag zu gründen, waren meine Leidenschaft für Bücher, meine Liebe zum gesprochenen Wort und die Lust, etwas Neues zu wagen. Dass sich das Hörbuch einmal so toll entwickeln würde, war damals noch nicht absehbar. Es gab ja noch nicht einmal Smartphones.

Sie haben in Passau studiert, den Verlag in München gegründet. Was hat Sie zum Umzug nach Leipzig bewogen?
Bereits bevor ich meinen Verlag gründete, kam ich aus beruflichen Gründen jedes Jahr zur Leipziger Buchmesse und habe mich schnell in die Stadt und die Menschen hier verliebt. Immer, wenn ich nach Hause fuhr, war ich ein bisschen traurig und dachte: Hier in Leipzig würde ich gerne mal leben. Nach der Leipziger Buchmesse 2012 habe mich dann endlich entschieden, mit meinem Verlag nach Leipzig zu ziehen. Und ich habe es nie bereut!

Wer hört Ihre Hörbücher?
Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, sondern lediglich vermuten, denn wir sehen ja nicht, wer unsere Titel downloaded oder streamt. Ich denke, es sind Menschen, die an persönlicher Entwicklung und einem breiten und offenen gesellschaftlichen Diskurs interessiert sind. Menschen, die sich mit einem Thema vertieft und intensiv auseinandersetzen möchten und auf fachliche Expertise setzen.

In Ihrem Verlagsprogramm konzentrieren Sie sich auf populärwissenschaftliche Titel und Ratgeber. Sind dies die „dankbareren“ Themen, weil leichter rezipierbar?
Leichter rezipierbar als was? Sicherlich nicht leichter rezipierbar als Romane oder Krimis. Die Sachbücher, die wir verlegen, sind oft sehr komplex und selten dazu geeignet, sie mal eben so nebenbei zu hören. Man muss sich schon dezidiert Zeit nehmen, um sich mit Sachbüchern zu Themen wie Neurobiologie, Astrophysik, Traumaforschung und Philosophie auseinanderzusetzen. Aber wahrscheinlich bin ich nicht die einzige, die komplexe Themen lieber hört als liest.

Bis 2011 haben Sie selbst unter anderem als Deutschlehrerin gearbeitet. Wenn man sich das veränderte Leseverhalten der jungen Generation anschaut, die sich permanent verschlechternde Lesefähigkeit gerade in den letzten Jahren – wie können Hörbücher und Podcasts darauf eine Antwort liefern? Müsste man nicht vielmehr das klassische Buch vornan stellen?
Wir verlegen ja nun ausschließlich Hörbücher für Erwachsene. Wahrscheinlich müssten Sie diese Frage Verlagen stellen, die Hörbücher für Kinder und Jugendliche machen. Grundsätzlich denke ich aber, dass jeder Zugang zu gut geschriebenen, genau recherchierten, faktenbasierten Texten, die eine offene Debattenkultur fördern, wichtig und legitim ist. Vermutlich ist unsere Hörerschaft auch sehr buchaffin.

Nun noch ein paar persönliche Fragen. Was bedeutet „typisch Sächsisch.“ für Sie?
Bei Sächsisch denke ich natürlich erst einmal an den Dialekt, den ich übrigens sehr charmant finde und schon immer viel besser verstehen konnte als Niederbayerisch zu Beginn meines Studiums in Passau. Sehr liebe ich auch den sächsischen Wortwitz und die sächsischen Landschaften. Und auch den sächsischen Sauerbraten muss ich hier erwähnen.

Welche sind Ihre Lieblingsorte in Leipzig, in Sachsen?
Ich bin sehr gern in der Sächsischen Schweiz zum Wandern, mag die Lausitz, den Auwald hier in Leipzig vor meiner Haustür und natürlich das Leipziger Neuseenland. Im Sommer bin ich auch gern mit dem Kanu in Leipzig unterwegs, weil man da so eine ganz andere, tolle Perspektive auf die Stadt bekommt.

Wenn Sie ein Hörbuch über Sachsen verlegen würden, welchen Namen trüge es?
„Noch immer unterschätzt.“

Lagato Verlag

Der Lagato Verlag ist ein unabhängiger Hörbuchverlag mit den Themenschwerpunkten populärwissenschaftliches Sachbuch und Ratgeber.

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