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Ein Genie wird 250

Casper David Friedrich in Sachsen

Wo die Kunst von Caspar David Friedrich ihre Heimat fand

Caspar David Friedrich, Hügel und Bruchacker bei Dresden (Sonnenuntergang), 1824 © Hamburger Kunsthalle

Kaum ein anderer Maler ...

... des 19. Jahrhunderts ist derart eng mit Dresden, dem Elbtal und Sachsen verbunden wie Caspar David Friedrich. Friedrich schuf in seinen Gemälden teils fiktive, teils realistische, immer aber berührend melancholische Sehnsuchtsorte und ließ sich hierfür von den landschaftlichen Schönheiten Sachsens inspirieren.

Im Jahr 2024 jährt sich seine Geburt zum 250. Mal. Diesem Jubiläum wird auch in Sachsen auf unterschiedlichste Weise gedacht.

In purer Begeisterung erinnert »So geht sächsisch.« mit dieser Themenseite an Caspar David Friedrich und feiert den Meister der Melancholie und der Natürlichkeit zugleich.

Unterwegs auf den Spuren der Romantik

Wo die Kunst von Caspar David Friedrich ihre Heimat fand

Caspar David Friedrich machte Dresden in jungen Jahren zu seiner Wahlheimat. Mit den hier geschaffenen Bildern, in denen die Realität der Landschaft mit der Echtheit des Gefühls verschmolz, wurde er zum Wegbereiter der Romantik und einem der populärsten deutschen Maler. Anlässlich des 250. Jubiläums seiner Geburt haben die Autoren des Kunstmagazins WELTKUNST und »So geht Sächsisch.« seine Spuren in Sachsen erkundet.

Auf Friedrichs Wegen

Friedrichs Motive selbst entdecken

Mit der Kutsche ging es ihm zu schnell – Caspar David Friedrich war am liebsten zu Fuß in der Natur unterwegs. Im Umland von Dresden und in der Sächsischen Schweiz kann man herrlich auf den Wegen des Malers wandeln. Landschaft und Kunstgeschichte sind dort eng verwoben. Die Kunsthistorikerin und Journalistin Dr. Lisa Zeitz empfiehlt fünf besonders schönen Touren.

Tipp: Noch mehr Wanderungen und Fahrradtouren, die Motive von Caspar David Friedrich in der sächsischen Natur und an historischen Stätten erleben lassen, finden Sie auf der Themenseite von Visit Dresden.

Caspar David Friedrich, Das Große Gehege bei Dresden, 1832 © Albertinum | GNM, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Tour #1: Auf dem Malerweg zum verwunschenen Felsentor

Von Pirna-Liebethal über Lohmen und den Uttewalder Grund bis nach Wehlen

⇔ 11,5 km
↑ 110 m ↓ 141 m

Am Eingang des Liebethaler Grundes beginnen wir unsere märchenhafte, rund dreieinhalbstündige Wanderung – es ist die erste Etappe des 116 Kilometer langen Malerwegs, auf dem schon seit den 1750er-Jahren Bellotto und andere Künstler pittoreske Motive sammelten. Wir folgen dem Flüsschen Wesenitz durch sein idyllisches Tal bis zur Daubemühle. Das Richard- Wagner-Denkmal am Wegesrand stand zu Caspar David Friedrichs Zeiten noch nicht, doch die Natur inspirierte hier auch den Komponisten. Ein paar Schritte weiter, in der Lochmühle, soll er 1848 Teile des »Lohengrin« verfasst haben. Bergauf geht es nach Mühlsdorf und weiter auf der Alten Lohmstraße und am Waldrand entlang hinab bis zum wildromantischen Uttewalder Grund. Malerisch verkeilte Gesteinsbrocken bilden das sagenumwobene Felsentor. Tagelang ließ Friedrich diese Stimmung auf sich wirken. Man kann sich gut vorstellen, wie er sich auf einen bemoosten Stein setzte und zum Skizzenbuch griff. Wir stärken uns im Gasthaus Waldidylle, bevor wir nach Wehlen weiterwandern, wo Burgruinen von noch länger vergangenen Zeiten künden.

Tour #2: Der Caspar-David-Friedrich-Weg

Von Krippen entlang der Elbe zur Kaiserkrone, über den Wolfsberg und Reinhardtsdorf zurück nach Krippen

⇔ 15,4 km
↑ 310 m ↓ 310 m

Mit der circa viereinhalbstündigen Tour auf diesem malerischen Rundweg kommt man dem »Wanderer über dem Nebelmeer« ganz nah: Der Felsblock, den wir von dem berühmten Gemälde kennen, liegt am südlichen Fuß der Kaiserkrone. Wir beginnen die Wanderung in dem Fischerdorf Krippen, wo Caspar David Friedrich 1813 zur Zeit der Napoleonischen Kriege Zu flucht fand. Von hier aus geht es mit fabelhafter Aussicht entlang der Elbe. Würden wir noch weiter dem Ufer folgen, wären wir in ein paar Kilometern in Tschechien. Doch wir biegen rechts in den Hirschgrund ein und durchqueren Schöna, um zur Kaiserkrone aufzusteigen. Bei dieser Formation handelt sich um den zerklüfteten Rest eines Tafelbergs. Friedrich hat dessen Felsen und Bäume in verschiedenen Skizzen und Gemälden festgehalten. Wir genießen den umwerfenden Rundblick und steuern als Nächstes den oberhalb von Reinhardtsdorf gelegenen kleinen Wolfsberg an, eine rund vierzig Meter hohe Kuppe aus großbankigen Sandsteinen. Dann geht es weiter über die historischen Hänge von Krippen bis zu unserem Ausgangspunkt zurück.

Tour #3: Unterwegs im Plauenschen Grund

Von der Bienertmühle über Freital bis nach Tharandt

⇔ 14,9 km
↑ 340 m ↓ 260 m

Etwas über vier Stunden brauchen wir für die Route, die wir im Bienertgarten im Dresdner Stadtteil Plauen beginnen. Zu Friedrichs Zeit war der Plauensche Grund noch idyllische Natur. So wie er ließen sich auch seine Zeitgenossen Heinrich von Kleist und Hans Christian Andersen von der Landschaft bezaubern. Friedrich schuf hier Fels- und Steinstudien und hielt die Pulvermühle im Gemälde fest. Von hier wandern wir zum Rittergut Pesterwitz, das Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, und von Freital weiter über den 277 Meter hohen Kirschberg. Von der Opitzer Höhe hat man einen Blick bis weit ins Osterzgebirge und zum Landberg am Tharandter Wald. Unser Ziel, Tharandt, entwickelte sich schon Ende des 18. Jahrhunderts zu einem touristischen Ausflugsziel, etwa für Goethe und Schiller. Auch Forstlehre und Umweltschutz haben hier eine lange Tradition. Die romantische Burgruine, die sich über dem Schlossteich erhebt, wurde um 1800 häufig dargestellt, nicht nur von Caspar David Friedrich.

Tour #4: Wilde Täler und romantische Schlösser

Von Meissen über den Novalisweg durch den Eichhörnchengrund bis nach Wildberg

⇔ 16,9 km
↑ 330 m ↓ 330 m

Durch die linkselbischen Täler zwischen Meißen und Dresden führt diese wunderbare, knapp fünfstündige Wanderung. Auf dem Weg liegt Schloss Siebeneichen mit seinem Park, einem der ersten englischen Landschaftsgärten in Sachsen. Weiter schlängelt sich der Weg bis zum Batzdorfer Totenhäuschen, von dem aus schon Caspar David Friedrich seinen Blick über die atemberaubende Elblandscha_ schweifen ließ. Rund drei Kilometer weiter verzaubert uns das Schloss Scharfenberg, in dessen Kern eine Burg aus der Zeit um 1200 steckt. Friedrich und seine Malerkollegen Ernst Ferdinand Oehme und Johan Clausen Dahl gingen hier ein und aus und ließen sich von den hinreißenden, damals verwahrlosten Schlossanlagen inspirieren. Der Eichhörnchengrund, den wir später passieren, ist im Frühjahr von Anemonen übersät. Dort, in Gauernitz, ist auch die kleinste Wassermühle Deutschlands zu finden, die noch heute Getreide mahlt. Alternativ zur Wanderung ginge es auch mit dem historischen Schaufelraddampfer von Meißen Richtung Dresden.

Tour #5: Durch das mystische Triebischtal

Von Nossen nach Meißen

⇔ 27,7 km
↑ 350 m ↓ 460 m

Für diese schwere Wanderung sind rund siebeneinhalb Stunden einzurechnen. Die stimmungsvolle Landschaft mit ihren knorrigen Bäumen, Brücken und Wassermühlen lohnen den Weg. Zuerst erkunden wir das Zisterzienserkloster Altzella bei Nossen. Die Überreste des alten Sommerspeisesaals hat Friedrich im Jahr 1800 skizziert und dann drei Jahrzehnte später in seinem düsteren Gemälde »Ruinen in der Abenddämmerung « dargestellt. Ungefähr auf halber Strecke liegt die große Miltitzer Mühle, später passieren wir auch die Preiskermühle mit ihrem romantischen Mühlteich. Überhaupt das Wasser! Im Flusstal der Triebisch funkelt es je nach Lichteinfall grün oder türkis. Sie mündet in Meißen in die Elbe, wo sich der Burgberg mit dem Dom eindrucksvoll über der Altstadt erhebt. Diesen Anblick und Ansichten der Alten Brücke hat Friedrich mehrfach gezeichnet, wenn er seinen Freund Georg Friedrich Kersting besuchte, der hier Malervorsteher an der Porzellanmanufaktur war.

DAS Ausstellungshighlight 2024

Caspar David Friedrich. Wo alles begann | Trailer

Wo alles begann

In Dresden lebte und arbeitete Friedrich nicht nur. In der Stadt an der Elbe wird auch eine der weltweit größten Sammlungen mit Werken des Meisters bewahrt. Im Albertinum zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen noch bis zum 5. Januar 2025 in einer großen Sonderausstellung bekannte und eher unbekannte Werke aus ihrem Bestand und komplettieren die Schau mit Leihgaben aus bedeutenden internationalen Kunstmuseen.

Zur großen Sonderausstellung

Schon gewusst?

5 Fakten zu Caspar David Friedrich

Das Leben und Wirken des am 5. September 1774 in Greifswald geborenen Caspar David Friedrich wurde vielfach kunstwissenschaftlich erforscht. Myriaden von Publikationen weisen ihn als eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts aus und unzählige Ausstellungen und Museen würdigten ihn.

Fünf eher unbekannte Fakten zu Caspar David Friedrichs Leben und seinem Werk haben wir hier zusammengestellt.

Johann Karl Ulrich Bähr (1801–1869), Bildnis des Malers Caspar David Friedrich, 1836 © Staatliche Kunstsammlungen Dresden / Bridgeman Images

Fakt #1: Eine Tragödie im Eis

Caspar David Friedrichs jüngerer Bruder Johann Christoffer ertrinkt 1787, als er Caspar David beim Eislaufen auf dem Greifswalder Wallgraben das Leben rettet. Diese Tragödie war vermutlich der Auslöser seiner späteren depressiven Phasen.

Fakt #2: Walt Disney & Caspar David Friedrich

Im Jahr 1935 besuchte Walt Disney Deutschland und kaufte hier Bücher über Caspar David Friedrich. Diese Werke gab er seinen Zeichnern zur Inspiration weiter. Und so kommt es, dass das Rehkitz „Bambi“ in den Eröffnungsszenen des Films durch den mystischen Morgennebel der Wälder im Elbsandsteingebirge läuft.

Fakt #3: Ein introvertierter Künstler

Der Romantiker war ein zurückgezogener Mensch, den es vor allem allein in die Natur zog zum Wandern. Einmal verbrachte er eine Woche allein im Uttenwalder Grund. Seine soziale Zurückhaltung und die intensive Beziehung zur Natur verstärkte den mystischen und melancholischen Charakter seiner Werke.

Fakt #4: Die Rückenfiguren

Ein Markenzeichen von Friedrichs Gemälden sind Figuren, die dem Betrachter den Rücken zuwenden. Dies verstärkt das Gefühl der Abkehr von der Welt, das seine Kunst oft vermittelt. Das Malen von Figuren war aber tatsächlich eine Schwäche. Denn oft stimmen mit zu kleinen Köpfen oder langen Gliedmaßen die Proportionen nicht.

Fakt #5: Zwiespältige Anerkennung zu Lebzeiten

Obwohl Friedrich heute als einer der bedeutendsten Künstler der Romantik gilt, wurde er zu Lebzeiten oft missverstanden und sogar verspottet. Auch der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe äußerte sich nach vorheriger Begeisterung eher negativ über seine Malerei. Seine Werke wurden oft als zu düster und depressiv abgelehnt. Dennoch gab es nicht wenige Zeitgenossen die Friedrich und seine landschaftlichen Fiktionen bereits zu seinen Lebzeiten zu schätzen wussten und auch rühmten. Nach seinem Tod im Jahr 1840 verschwand er aus der öffentlichen Wahrnehmung und wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts „wiederentdeckt“. Seither erfreuen sich seine Gemälde einer hohen Beliebtheit und werden nach wie vor rezipiert und nicht nur von der Fachwelt besprochen.

KI Friedrich

Künstliche Kunst

Künstliche Intelligenz (kurz KI) löst bei manchen ähnliche Beklemmungen aus wie es einst der Einmarsch Napoleons in Sachsen bei Caspar David Friedrich tat. Allerdings müssen wir die KI auch nicht gleich nach Elba verbannen sondern können sie für einen kleinen Spaß nutzen.

Wir haben einen KI-Bildgenerator "gebeten" Werke Caspar David Friedrichs im Stile anderer berühmter Maler zu erstellen. Na, erkennt man welche anderen Künstlerhenies die KI für bemüht hat?

Noch mehr zu Caspar David Friedrich

Titelbild: Caspar David Friedrich, Zwei Männer in Betrachtung des Mondes, 1819/20 © Albertinum | GNM, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Este