Bemerkenswert sieht der Rotunda-Bau aus. Er steht mitten in Döbeln, zwischen Hauptbahnhof und Altstadt. So isoliert, wie er heute dasteht, war er nicht geplant. Die Rotunda blickt auf eine bewegte Geschichte zurück.
Die Metall- und Lackwarenfabrik Johannes Großfuß war seit Mitte des 19. Jahrhunderts einer der führenden Industriebetriebe Döbelns. Hier entstanden Blechwaren, unter anderem Blechlaternen und Vogelkäfige. 1937 meldete sich allerdings das Heereswaffenamt: Die Nazis suchten Firmen, die ein schnelles, widerstandsfähiges und billiges Maschinengewehr herstellen konnten.
Es lag wohl maßgeblich am Maschinenbauingenieur Werner Gruner, dass Großfuß auf dem neuen Gebiet Erfolg fand. Gruner war als Spezialist für Standardisierung und Massenfertigung zum Unternehmen gekommen und entwickelte dort das MG-42. Mit der geglückten Waffenproduktion kamen auch neue Baumaßnahmen auf den Plan. Die Rotunda entstand als markanter Kopfbau für einen großen Komplex älterer Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert. Sie schlossen am breiten Ende des Gebäudes an.
Nach dem Krieg wurde die Firma in Teilen demontiert, in Teilen ging sie in VEBs über. Hier wurden nun Schlösser, Sicherheitsgurte und Handschellen produziert – und wohl auch Teile der russischen AK-47, bekannt als Kalaschnikow.
Das war mit der Wiedervereinigung vorbei. Es folgten Verkauf, Abwicklung und Jahre des Leerstands. Später saß eine schwedische Produktionsfirma für Sicherheitsgurte in dem Gebäude. Die älteren Fabrikgebäude wurden 2002 abgerissen, der Rotunda-Bau aber durfte erhalten bleiben. Teile des Gebäudes werden wieder als Büroräume genutzt, Teile sind noch zu vermieten – auch das Dachgeschoss mit einem wunderbaren Ausblick über die Umgebung.
Alle Fotos im Beitrag @Till Schuster