Das Kaufhaus Schocken ist ein Blickfang in der Chemnitzer Innenstadt. Das war es schon 1930. Damals eröffnete das moderne Warenhaus, gebaut vom Architekten Erich Mendelsohn im Auftrag der Brüder Salman und Simon Schocken.
Nicht nur in Chemnitz, auch in Cottbus, Crimmitschau, Nürnberg, Oelsnitz, Stuttgart und Waldenburg (heute Wałbrzych) haben die Schockens Warenhäuser errichtet. Ihr Alleinstellungsmerkmal: die Architektur.
Große Warenhäuser etablierten ab 1880 ein neues, komfortables Einkaufserlebnis in Deutschland. Die neuen Konsumtempel waren oft pompös, luxuriös ausgestattet. Im Kaufhaus Schocken stand dagegen die perfekte Inszenierung der Waren im Vordergrund. Tagsüber leiteten die horizontalen Fensterbänder das Sonnenlicht an die Decke, von wo es auf die Warenregale reflektiert wurde. Nachts leuchteten sie in die Welt hinaus.
Die Geschichte der Schockens ist allerdings tragisch. Simon starb schon 1929 nach einem Autounfall, Salman musste nach der Machtergreifung der Nazis fliehen. Der jüdische Kaufmann war in der zionistischen Gemeinde engagiert und erkannte rechtzeitig die Gefahr. 1934 wanderte er nach Palästina aus; 1938 wurde er gezwungen, seinen Konzern zu einem Ramschpreis zu verkaufen.
Glücklicherweise überstand das Warenhaus in Chemnitz den 2. Weltkrieg fast unbeschädigt. Auch in der DDR und kurz nach der Wiedervereinigung wurde es als Warenhaus genutzt. 2010 begann das jüngste Kapitel. Nach einigen Jahren Leerstand wurde es zum Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz (smac) umgebaut. So bleibt der Blickfang erhalten.