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nmd − Licht am Bau GmbH

"Wir haben so ziemlich alles beleuchtet"

Dresden
Die Engel - ein Werk der Licht am Bau GmbH

Die Lichtarchitekten "nmd" aus Dresden

Die nmd − Licht am Bau GmbH aus Dresden bringt seit 1926 Werbung zum Leuchten und jetzt auch Raffaels Engel. Ganz ohne Licht sorgt nmd in Coronazeiten auch für hygienischen Durchblick.

Die weltberühmten Engel der Sixtinischen Madonna leuchten seit Februar über den Dresdner Nachthimmel. Hergestellt hat sie ein Dresdner Traditionsunternehmen. Wir sprachen mit Andreas Krawczyk und Sebastian Sennewald.

Die 20er Jahre brachten die Städte zum Strahlen, es war die Blütezeit der Leuchtreklame. Bei nmd in Dresden bündelt sich das Know-how von Beleuchtungsanlagen seit über 90 Jahren. Andreas Krawczyk, Sie sind Elektroinstallateur-Handwerksmeister und einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern, wer über die Firmenschwelle von nmd tritt, der darf seltene Firmengeschichte schnuppern.
 

Andreas Krawczyk:

Ja, seit 1926 existiert unsere Firma, eigentlich als Elektroinstallationsbetrieb gegründet, hat sich die Gründerfamilie innerhalb kurzer Zeit auf Werbung und Werbetechnik verlegt. Wir waren nie eine PGH oder ein staatlicher Betrieb. Wir waren eines von zwei Unternehmen dieser Art in der DDR, in Leipzig gab es noch einen Volkseigenen Betrieb und eben uns als Privatbetrieb. Wir haben so ziemlich alles beleuchtet im Großraum Dresden, damals die Flaniermeile der Straße der Befreiung, die schöne Gestaltung der Geschäfte, Beleuchtungselemente, Vordächer... Und auch nach der Wende haben wir 1990 sofort für große Unternehmen wie Coca-Cola oder Pepsi gearbeitet. Wir waren eines der führenden Unternehmen für große Spanntuchanlagen, das sind extrem große beleuchtete Werbeflächen, zum Beispiel für den Alexanderplatz in Berlin haben wir ein 9x12 Meter großes gefertigt oder für Bitterfeld, dort war es 15x11 Meter groß.
 

Ende der 90er Jahre ging die Ära der Großwerbeanlagen zu Ende und der Fokus legte sich auf Print-, Radio- oder Fernsehwerbung. Aber nmd hat überlebt, lange ein Familienbetrieb, den Sie 2008 übernehmen konnten. Wie haben Sie das geschafft?  
 

Wir haben uns spezialisiert auf Sonderbeleuchtungsanlagen, alles was man nicht beim Großhändler kaufen kann, sondern was individuell geplant, gebaut, montiert, gewartet wird. Wir haben ein Patent auf eine gebogene Leuchtstofflampe, die wir lange erfolgreich gebaut haben, bis die LED-Leuchten auf den Markt kamen. In den 90er Jahren haben wir viele Glasbläser ausgebildet, jetzt haben wir nur noch einen in der Firma beschäftigt, der die Aufträge bearbeitet.  Nach wie vor sind wir in unseren Kernbereichen tätig, haben uns aber einfach breiter aufgestellt. Vom Luxushotel bis zu Luxuskaufhäusern, von Shoppingmalls bis zu Kirchen, Schulen, Museen kann man uns finden.

Leuchtobjekte für Individualisten und inzwischen auch für Künstler. nmd bringt mit den zwei Engeln der Sixtinischen Madonna gerade auch ein über 500 Jahre altes Kunst- und Kultobjekt auf dem Museumsdach der Alten Meister zum Leuchten. Sebastian Sennewald, Sie arbeiten seit 4 Jahren bei nmd im Vertrieb, das lässt sich kaum überbieten?
 

Sebastian Sennewald:

Das ist zweifellos ein Highlight! Und es war eine technische Herausforderung. Wir haben schon einige besondere Leuchtbilder gemacht, zum Beispiel am Albertinum, und so ist auch der Kontakt zu den Staatlichen Kunstsammlungen und darüber ebenfalls zum österreichischen Künstler Peter Baldinger entstanden. Am Anfang war alles ziemlich geheim, dann ist das Projekt Stück für Stück gewachsen. Die Leuchtskulptur besteht aus Acrylglas, obwohl „Glas“ ein falscher Begriff ist. Darin haben wir ein RGB-LED-Band  verlegt, das verschiedene Farben ausstrahlen kann. Jetzt leuchten die Engel so ein bisschen magentafarben, auch blau oder grün wäre möglich.  Aber die größte Herausforderung war die schiere Dimension: Baldingers Engel sind allein sechs Meter hoch und rund 13 Meter breit. Mit Metallbau Hans Walther haben wir einen lokalen Partner gefunden, der dazu eine Unterkonstruktion gebaut hat, die auch starken Winden standhält. Verschrauben auf dem Semperbau ging ja nicht. Diese riesigen Engel überhaupt sicher auf das Museumsdach zu bekommen, das war schon enorm.

Der Sinn für schöne, ästhetische Lösungen geht Ihnen auch in Zeiten von Corona nicht verloren. Und sie bringen genügend Flexibilität und Berufsethos mit, ihr Handwerk für das Gemeinwohl einzusetzen. Das jüngste Produkt im Portfolio ihres 22-Mann-Betriebes sind Hygieneschutzscheiben, sogar passgenau im Zuschnitt. Wie kommt nmd auf diese Idee?

Für uns fehlt eigentlich die Komponente Licht dabei, das stimmt. Es war purer Zufall, meine Mutter hat eine Arztpraxis in Radebeul und fragte mich nach Plexiglas für einen Hygieneschutz zum Aufstellen. Ich habe dann mit meinem Papa etwas zusammengebastelt. Den Zweck hat es erfüllt, aber schön sah es nicht aus. So haben wir uns am nächsten Tag in der Firma Gedanken gemacht und schnell eine Lösung gefunden, unser Modell besteht aus drei Teilen, einfach zusammenzustecken, ganz ohne Werkzeug. Wir haben zuerst über unsere Firmenseiten auf Facebook oder Instagram darüber informiert und die Rückmeldungen kamen sofort. Jetzt produzieren wir fast jeden Tag vor allem für Ärzte, Zahnärzte, auch der Einzelhandel meldet sich, der nun wieder unter Auflagen öffnen darf. Und weil wir innerhalb von 24 Stunden liefern können und passgenau, wenn es sein muss, produzieren wir jetzt eben auch Hygieneschutzscheiben. Wir wissen, irgendwann ist der Markt gesättigt und wir hoffen auch, irgendwann werden wir sie nicht mehr brauchen. Aber jetzt sind sie viel schöner als Plastikfolien im Kassenbereich, dazu stabil und made in Saxony.
 

Fotos: Tom Heinke Mariella Vagabundo Photography

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