Die Lichtarchitekten "nmd" aus Dresden
Die 20er Jahre brachten die Städte zum Strahlen, es war die Blütezeit der Leuchtreklame. Bei nmd in Dresden bündelt sich das Know-how von Beleuchtungsanlagen seit über 90 Jahren. Andreas Krawczyk, Sie sind Elektroinstallateur-Handwerksmeister und einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern, wer über die Firmenschwelle von nmd tritt, der darf seltene Firmengeschichte schnuppern.
Andreas Krawczyk:
Ja, seit 1926 existiert unsere Firma, eigentlich als Elektroinstallationsbetrieb gegründet, hat sich die Gründerfamilie innerhalb kurzer Zeit auf Werbung und Werbetechnik verlegt. Wir waren nie eine PGH oder ein staatlicher Betrieb. Wir waren eines von zwei Unternehmen dieser Art in der DDR, in Leipzig gab es noch einen Volkseigenen Betrieb und eben uns als Privatbetrieb. Wir haben so ziemlich alles beleuchtet im Großraum Dresden, damals die Flaniermeile der Straße der Befreiung, die schöne Gestaltung der Geschäfte, Beleuchtungselemente, Vordächer... Und auch nach der Wende haben wir 1990 sofort für große Unternehmen wie Coca-Cola oder Pepsi gearbeitet. Wir waren eines der führenden Unternehmen für große Spanntuchanlagen, das sind extrem große beleuchtete Werbeflächen, zum Beispiel für den Alexanderplatz in Berlin haben wir ein 9x12 Meter großes gefertigt oder für Bitterfeld, dort war es 15x11 Meter groß.
Ende der 90er Jahre ging die Ära der Großwerbeanlagen zu Ende und der Fokus legte sich auf Print-, Radio- oder Fernsehwerbung. Aber nmd hat überlebt, lange ein Familienbetrieb, den Sie 2008 übernehmen konnten. Wie haben Sie das geschafft?
Wir haben uns spezialisiert auf Sonderbeleuchtungsanlagen, alles was man nicht beim Großhändler kaufen kann, sondern was individuell geplant, gebaut, montiert, gewartet wird. Wir haben ein Patent auf eine gebogene Leuchtstofflampe, die wir lange erfolgreich gebaut haben, bis die LED-Leuchten auf den Markt kamen. In den 90er Jahren haben wir viele Glasbläser ausgebildet, jetzt haben wir nur noch einen in der Firma beschäftigt, der die Aufträge bearbeitet. Nach wie vor sind wir in unseren Kernbereichen tätig, haben uns aber einfach breiter aufgestellt. Vom Luxushotel bis zu Luxuskaufhäusern, von Shoppingmalls bis zu Kirchen, Schulen, Museen kann man uns finden.
Der Sinn für schöne, ästhetische Lösungen geht Ihnen auch in Zeiten von Corona nicht verloren. Und sie bringen genügend Flexibilität und Berufsethos mit, ihr Handwerk für das Gemeinwohl einzusetzen. Das jüngste Produkt im Portfolio ihres 22-Mann-Betriebes sind Hygieneschutzscheiben, sogar passgenau im Zuschnitt. Wie kommt nmd auf diese Idee?
Für uns fehlt eigentlich die Komponente Licht dabei, das stimmt. Es war purer Zufall, meine Mutter hat eine Arztpraxis in Radebeul und fragte mich nach Plexiglas für einen Hygieneschutz zum Aufstellen. Ich habe dann mit meinem Papa etwas zusammengebastelt. Den Zweck hat es erfüllt, aber schön sah es nicht aus. So haben wir uns am nächsten Tag in der Firma Gedanken gemacht und schnell eine Lösung gefunden, unser Modell besteht aus drei Teilen, einfach zusammenzustecken, ganz ohne Werkzeug. Wir haben zuerst über unsere Firmenseiten auf Facebook oder Instagram darüber informiert und die Rückmeldungen kamen sofort. Jetzt produzieren wir fast jeden Tag vor allem für Ärzte, Zahnärzte, auch der Einzelhandel meldet sich, der nun wieder unter Auflagen öffnen darf. Und weil wir innerhalb von 24 Stunden liefern können und passgenau, wenn es sein muss, produzieren wir jetzt eben auch Hygieneschutzscheiben. Wir wissen, irgendwann ist der Markt gesättigt und wir hoffen auch, irgendwann werden wir sie nicht mehr brauchen. Aber jetzt sind sie viel schöner als Plastikfolien im Kassenbereich, dazu stabil und made in Saxony.
Fotos: Tom Heinke & Mariella Vagabundo Photography