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WIR SIND SACHSEN

Markus Weinberg

Dresden

Das Chamäleon

mit dem jungen Markus Weinberg. Unzufriedenstellend für beide Seiten, denn: Der Junge wollte sich nicht festlegen. Diese Offenheit hat sich der 40-jährige gebürtige Dresdner bis heute bewahrt. Einst Profi-Rennradfahrer, arbeitet er heute als Journalist, Dokumentarfilmer und Unternehmer. Zeit, den ewig Umtriebigen zum Interview zu bitten.

Was ich mit Sachsen verbinde…
...Sachsen ist meine Heimat. Ich bin in Dresden geboren und in der Sächsischen Schweiz aufgewachsen. Es ist mein Startpunkt in die Welt und mein Basisort für mein Schaffen.

Ich bin stolz auf meine Heimat Sachsen, weil… 
...Sachsen mich immer wieder neu herausfordert. Ich würde zwar selbst weniger von Stolz sprechen, sondern eher von: Ich lebe gern hier, weil.... ich hier aufgewachsen bin, meine Wurzeln sich hier befinden, ich meine Rückzugsorte habe, aber auch Gegensätze erlebe, ob sie nun gesellschaftlicher, landschaftlicher oder kultureller Art sind.  

Die Sachsen sind liebenswert, weil…
...wir sind schon ein bisschen kauzig sind, oder? Einerseits geht es uns richtig gut, im Vergleich zur Wendezeit, auf der anderen Seite wird ständig gejammert. Es ist mir gleichzeitig Aufgabe und Triebfeder, mich selbst immer wieder neu zu hinterfragen und nicht in meiner eigenen Bubble zu verharren.

Von den gängigen Klischees über die Sachsen regt mich am meisten auf…
Der Vorwurf des „verlorenen Bundeslandes“. Es ist nichts verloren, bevor es verloren ist. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Dennoch müssen wir uns anstrengen, unser Land demokratisch und offen zu halten, gleichzeitig aber auch denjenigen, die an unserer Grundordnung rütteln, Grenzen aufzuzeigen. Warum geht es uns in Sachsen so gut? Sicher nicht, weil wir uns von der Außenwelt abschotten oder uns freiheitlich einschränken.

Manchmal muss ich den Kopf schütteln über meine Landsleute, dann nämlich wenn…
70.000 Menschen bei Roland Kaiser am Elbufer singen. Aber irgendwie ist auch das liebenswert.

Meine Lieblingsorte sind…
...vor allem die Dresdner Neustadt. Sie ist für mich ein Tor zur Welt, wie ich sie in vielen Teilen Sachsens selten finde, aber auch Heimat und Dorfplatz. Lieblingsort ist aber auch das grüne Band der Prießnitz, das mich innerhalb von Minuten, ob mit den Laufschuhen oder dem Mountainbike, in die grüne Lunge und Natur der Stadt führt. Und nicht zu vergessen: die Sächsische Schweiz, in der ich aufwachsen bin, die Kiesgruben um Dresden, das Lagerfeuer im Hof.

Du bist als Filmemacher viel in der Welt herumgekommen. Was hast Du in der Fremde am meisten vermisst?
Mein vertrautes Umfeld. Es ist immer etwas zwiespältig. Bin ich zu Hause, habe ich nach wenigen Tagen schon wieder Sehnsucht nach Ferne. Bin ich in der Ferne, zieht es mich wieder nach Hause. Das eine geht wohl in meinem Leben nicht ohne das andere.

Die größte Herausforderung, der sich Sachsen wird stellen müssen, ist…
Die Festigung der demokratischen Grundordnung. Ich möchte tatsächlich nicht (wieder) in einer Autokratie oder Diktatur leben. Oftmals würde ich die Lautschreier, ob Extremisten, Populisten, Querdenker etc. mit in die autokratischen Länder dieser Welt mitnehmen und sie dort dasselbe auf den Straßen rufen lassen, was sie sich hier erlauben. Ob sie dann nur mit einem blauen Auge davonkommen würden? Ich glaube, viele wissen unsere Freiheit nicht wertzuschätzen oder erkennen sie nicht einmal.

Dieses Herzensprojekt würde ich gern voranbringen…
Ich reise nicht nur um die Welt, sondern bin bis heute auch Sportler durch und durch. Aktuell finde ich die Mountainbike-Tourismusstrategie des Freistaates super, wonach Sachsen zu einer führenden MTB Destination werden soll. Hier ist allerdings noch viel zu tun. Oft sind die Auflagen für Rennen und Veranstaltungen sehr hoch, das demotiviert schon sehr, vor allem die vielen ehrenamtlich Tätigen. Politisch gewollt Hin oder Her: Viele MTB-Veranstaltungen sind bedroht; darüber könnte ich mich wirklich ernsthaft aufregen.

Wie hat sich das Image Sachsens deiner Meinung nach in den vergangenen Jahren verändert?
Zum Positiven. Ich finde, Sachsen hat sich wirtschaftlich sehr gut aufgestellt: Ob im Sport, Kultur oder auch bei Universitäten, wir haben international wirklich viele leuchtende Beispiele.