Vor 150 Jahren wurde in Leipzig der erste Schrebergartenverein gegründet. Eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert.
Nirgendwo ist die Kleingartendichte höher als in Leipzig. Deshalb wird die Sachsenmetropole auch als heimliche Kleingarten-Hauptstadt bezeichnet. Rund 100.000 naturbegeisterte Schollenbesitzer tummeln sich in über 200 Kleingartenvereinen. Das Gärtnern hat in Leipzig Tradition: Vor über 150 Jahren wurde hier der erste Schrebergartenverein gegründet.
Bildungs- und Erziehungsvereine für Stadtkinder
Der Verein geht zurück auf die Ideen von Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber. Der Leipziger Arzt hatte festgestellt, dass vielen Kindern frische Luft und Bewegung fehlten. „Das war damals nicht viel anders als heute“, so die Museumsleiterin Caterina Paetzelt. Die Schrebergartenvereine verstanden sich anfangs als Bildungs- und Erziehungsvereine für die Stadtkinder. „Mit der Zeit entwickelten sich daraus die Schrebergärten, die wir auch heute noch kennen: kleine Gartengrundstücke mit einer Laube, bebaut mit Obst, Gemüse und Blumen“, erläutert die studierte Museologin, die privat selbst eine kleine Parzelle bewirtschaftet. Und weiter: „Die Idee des Schrebergartens funktioniert auch heute noch. Immer mehr junge Familien legen sich einen Garten zu.“
Richtig cool: draußen die Natur erleben
Deutsches Kleingärtnermuseum: Geschichte erleben, drinnen und draußen
Die entspannte Atmosphäre genießt auch der Besucher, wenn er an den herbstlich bunten Gärten in der Anlage des „KGV Dr. Schreber“ vorbeischlendert. Dort, wo sich einst der erste Schrebergartenverein befand, wurde 1992 das Deutsche Kleingärtnermuseum gegründet und ist vier Jahre später der Öffentlichkeit zugänglich gewesen. Auf Spurensuche im Deutschen Kleingartenmuseum Leipzig, dem weltweit einzigen seiner Art, klärt Museumschefin Caterina Paetzelt über die Historie auf: „Der Kleingarten, so wie wir ihn heute kennen, hat historisch verschiedene Wurzeln. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden parallel zur Industrialisierung beispielsweise Armen-, Fabrik- oder Eisenbahngärten. 1864 wurde der erste Schrebergartenverein gegründet.“ Die Museumsleiterin fährt fort: „Wir präsentieren die Entstehungsgeschichte, historische Gartengeräte und erzählen Anekdoten rund um den Schrebergarten. Jedes Jahr gibt es eine kleine Sonderausstellung.“ Vor allem für Kinderbesuchergruppen sind die drei Schaugärten im Außenbereich ein Erlebnis. „Die Kinder dürfen dann auch gern mal frisches Obst oder Gemüse ernten. Das haben viele Mädchen und Jungs noch nie gemacht.“ Ein Stück weiter zeigen detailgetreu und liebevoll restaurierte historische Gartenlauben, dass Naturverbundenheit und Erholung noch nie viel Platz brauchten.
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