Das Thema digitale Wissensvermittlung treibt den Absolventen der renommierten Handelshochschule Leipzig bereits seit 2008 um. Damals hob er gemeinsam mit Kommilitonen in einer studentischen WG die E-Learning-Plattform Lecturio aus der Taufe. Weit vor Googles Online-Uni „Udacity“ und ähnlichen Projekten aus den üblichen Vorreiter-Ländern. Erklärtes und überaus ambitioniertes Ziel: Vorlesungen an deutschen Hochschulen aufzuzeichnen und so den Studierenden nachhaltiges, zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen. Doch die Gründer hatten die Innovationsfreude hiesiger Unis überschätzt. Das Projekt geriet 2011 an seine Grenzen. „Auch wer zu früh kommt, den bestraft gelegentlich das Leben“, erinnert sich Martin Schlichte. Umdenken war angesagt; Schlichte verordnete sich eine konzeptionelle Kur: Die Produktion eigener Inhalte rückte nun in den Vordergrund.
Von Beginn an als überzeugter Investor im Boot: der Technologiegründerfonds Sachsen. Ein schlagkräftiges Argument für den Standort Leipzig. Spätere Investoren brachten immer wieder Berlin ins Gespräch. Heute ist davon keine Rede mehr, denn „Lebensqualität, Gründerfreundlichkeit, Verkehrsanbindung sprechen für Leipzig“, so Martin Schlichte. Weitere Investoren wie Holzbrinck Digital und VC Seventure Partners aus Frankreich investierten Millionen. Das hat sich ausgezahlt, die Umsätze steigen, das internationale Renommee wächst. Seither tummelt sich Lecturio vom Leipziger Zentrum aus erfolgreich in einem rund 50 Milliarden Dollar schweren Weltmarkt.
Mittlerweile können sich die Nutzer in über 80 Bereichen zu Themen wie Medizin, Jura, Software und Karriere via Video aus- und weiterbilden. Selbst der deutsche Weltmeister im Tischfußball verrät auf Lecturio einige Erfolgsgeheimnisse seines Sports.